Zirkus Harlekin Gründer Peter “Pedro“ Pichler ist gestorben
Am vergangenen Freitag erreichte die Zirkuswelt die traurige Nachricht, dass Peter Pichler am 14. Juli auf Tournée in Leukerbad im Alter vom 78 Jahren gestorben ist. Der Gründer und Direktor des Zirkus Harlekin, sowie der Clown Pedro sind nicht mehr. Pedro war es vergönnt die erfolgreiche 30. Jubiläumstournée bis zu ihrem Saisonabschluss zu erleben.
Peter Pichler wurde am 23. August 1943 in Thun geboren. Schon als Kind spielte Peter Pichler am liebsten mit Holzklötzen, die in seiner Fantasie Circuswagen darstellten. Neben seinem Beruf als Kaufmann trat Pichler mit Zaubereien an kleineren Anlässen auf. Daneben trainierte er von 1978 bis 1984 eine Handball-Damenmannschaft. Dort begegnete er Monika Aegerter, die seine Leidenschaft für den Circus teilte. Als 1985 der Circus Monti gegründet wurde, wirkte Peter Pichler als „Don Piotr“ im Abendprogramm mit. 1987 war „Don Piotr“ wieder im Engagement beim Circus Monti, diesmal mit Monika als seine Assistentin. Zudem studierten sie zusammen mit dem befreundeten Johann Krayenbühl eine Clownnummer ein. Dies war die Geburtsstunde des Clownstrio „Les Nicas“, das auch in Deutschland tourte, unter anderem beim Circus Aldoni und Busch.
Vom Circusvirus infiziert träumten Peter Pichler und Monika Aegerter vom eigenen Circus. Weil sie einen bunten und fröhlichen Circus erschaffen wollten, sollte er „Harlekin“ heissen. Und so wurden nach und nach Traktoren und alte Bauwagen angeschafft und während der Freizeit zusammen mit vielen Freunden restauriert. Zudem erwarb Pichler für 25 Franken ausgediente Seilbahnstützen, die er zu Hauptmasten umfunktionierte. Die Zelthaut kam schliesslich aus Deutschland.
Als es mit dem Circus Harlekin konkreter wurde, hängte Peter Pichler seine sichere Verwaltungsstelle an den Nagel. Am 1. Mai 1993 war es schliesslich soweit. In Wattenwil bei Thun wurde der neue Schweizer Circus aus der Taufe gehoben. In den ersten beiden Jahren reiste Harlekin praktisch nur während der Sommerferien. Denn im Gegensatz zu Peter „Pedro“ Pichler gab Monika Aegerter ihre Stelle als Lehrerin über all die Jahre hinweg nie auf und reist bis heute für ihre Manegenauftritte dem Circus hinterher. Das Gleiche gilt auch für Pedro’s Tochter Nicole, die ebenfalls als Lehrerin tätig ist. Nachdem die Direktion 1995 ein Viermast-Chapiteau mit 500 Sitzplätzen erwarb, wurde die Reisesaison von März bis September ausgedehnt.
Auch wenn der Circus Harlekin vor allem die Kantone Bern, Luzern und Wallis bereist, ist er weit über sein Stammesgebiet und die Landesgrenzen hinaus für seine Qualität bekannt. Für grosses Aufsehen sorgte jeweils Harlekins Gletschercircus auf der Belalp (2136 Meter über Meer). Dabei wurde kein Aufwand gescheut, um Harlekins Freilichtcircus vor der Kulisse des mächtigen Aletschgletschers präsentieren zu können.
Pedro und Monika legten grossen Wert auf ein gepflegtes Erscheinungsbild, anspruchsvolle Artistik, erstklassige Clownerie und freundliches Personal. Ende 2021 würdigte die Stadt Thun den kulturellen Wert des Circus Harlekin mit der Übergabe des Kulturpreises. Damit wurde Pedro die längst verdiente Ehre zuteil, der jahrelanges unermüdliches Schaffen mit vielen Hindernissen, Hürden und Rückschlägen zugrunde lag.
(text:pd,ol/bild:zvg-circusfreunde)