8 Dezember 2024

Tumler findet nach vielen Enttäuschungen das späte Glück

Am 5. November wurde Thomas Tumler 35 Jahre alt, gut einen Monat danach holt er seinen ersten Weltcupsieg. Der Bündner gewinnt den Riesenslalom von Beaver Creek.

1,07 Sekunden Vorsprung auf Lucas Pinheiro Braathen nahm Tumler vor seinem zweiten Lauf mit. Diesen Vorsprung hatte er sich mit einer sensationellen Fahrt im ersten Lauf herausgeholt, als er mit Ausnahme von Zan Kranjec alle Konkurrenten um mindestens eine Sekunde distanzierte.

Weil Pinheiro Braathen im vierten Rennen nach seinem Comeback aber ebenfalls ein Zauberlauf gelang, schmolz von Tumlers Vorsprung immer mehr weg. Am Schluss rettete der Schweizer zwölf Hundertstel davon ins Ziel, wo er ausgelassen jubelte.

Der Ort des Erfolgs hat für Tumler eine spezielle Bedeutung. In Beaver Creek hatte er vor sechs Jahren aus dem Nichts seinen ersten Podestplatz im Weltcup gefeiert. Mit der Startnummer 48 angetreten qualifizierte er sich als 21. für den zweiten Lauf, in dem er mit Bestzeit nochmals 18 Ränge gutmachte. Sein dritter Platz beendete eine fast achtjährige Podest-Durststrecke des Schweizer Riesenslalom-Teams und heilte bei Tumler nach Jahren der Enttäuschungen „viele Wunden“, wie er damals erklärte.

Im Parallel-Riesenslalom von Chamonix fuhr Tumler im folgenden Winter auf den 2. Platz, ehe er auch aufgrund einer Verletzung erneut ein Rückschlag erlitt. Trotz fortgeschrittenem Sportler-Alter kämpfte er sich nochmals zurück und beendete die letzte Saison dank fünf Top-10-Plätzen, darunter mit Rang 3 in Saalbach sein drittes Weltcup-Podest, so gut wie noch nie.

Endlich in der Weltspitze angekommen, hatte Tumler beim Saisonauftakt in Sölden nach dem ersten Lauf erneut das Podest im Visier, fiel aber im zweiten Durchgang vom 4. auf den 14. Platz zurück. In Beaver Creek hielt er dem immensen Druck stand und verteidigte seine Spitzenposition.

Damit kann das Schweizer Team auf eine perfekte Ausbeute der drei Renntage im US-Bundesstaat Colorado zurückblicken. Vor Tumler hatten Marco Odermatt am Samstag im Super-G und Justin Murisier am Freitag in der Abfahrt triumphiert.

Odermatt, der in der Abfahrt hinter Murisier Zweiter wurde und den Podest-Hattrick anstrebte, musste dabei zum Schluss eine Enttäuschung einstecken. Der Achtklassierte des ersten Laufs verpasst im zweiten bereits nach gut sieben Fahrsekunden ein Tor und schied zum dritten Mal in Folge in dieser Disziplin aus. Dies, nachdem er zuvor im Riesenslalom zwölf Siege in Folge gefeiert hatte. Auch Murisier ging beim dritten Rennen innert drei Tagen die Kraft aus. Als 32. verpasste er die Qualifikation für den zweiten Lauf.

Loïc Meillard, Fünfer nach dem ersten Lauf, verlor im zweiten Lauf nach einem Fehler einen Stock und büsste darauf viel Zeit ein. Er wurde 13., Gino Caviezel und Fadri Janutin belegten die Ränge 13 und 21.

Hinter Tumler erlebte auch Pinheiro Braathen ein kleines Märchen. Der 24-Jährige war im Frühling 2023 zurückgetreten, tritt nach einer Saison Pause nun wieder unter neuer Flagge – Brasilien statt Norwegen – an und fährt sofort wieder vorne mit. Nach den vierten Rängen in Sölden (Riesenslalom) und Levi (Slalom) holte er in Beaver Creek den ersten Weltcup-Podestplatz für Brasilien. Dabei verdrängte er den Slowenen Zan Kranjec auf den dritten Rang.

Im Riesenslalom war Pinheiro Braathen vor gut zwei Jahren zuletzt auf dem Podium gestanden, als er in Alta Badia gewann. Fast hätte er die grosse Geschichte des Rennens in Beaver Creek geschrieben – wäre Thomas Tumler nicht gewesen.

(text:sda/bild:keystone)