6 Januar 2022

Thuner Stadtrat entscheidet über Kredit für die Erarbeitung der Klimastrategie

Im kommenden Jahr erarbeitet die Stadt Thun in einem partizipativen Prozess eine Klimastrategie. Darauf aufbauend sollen unter Einbezug der Bevölkerung und mit Unterstützung des Bundes drei smarte Klimaprojekte umgesetzt werden. Am 21. Januar befindet der Stadtrat über den Verpflichtungskredit für beide Vorhaben.

Für die Erarbeitung der Klimastrategie und die Umsetzung von drei Klimaprojekte beantragt der Gemeinderat dem Stadtrat einen Verpflichtungskredit von 429’000 Franken. Das Parlament befindet am 21. Januar darüber.

Der Thuner Gemeinderat betreibt eine aktive Klima- und Energiepolitik. Bereits zum Start der aktuellen Legislatur setzte er sich zum Ziel, das Label Energiestadt Gold zu erreichen. Im Juni 2019 rief der Thuner Stadtrat aufgrund eines Jugendvorstosses den Klimanotstand aus. Der Gemeinderat bekannte sich im Anschluss zum Ziel Netto-Null 2050. Dies führte zu zahlreichen Vorstössen und Vorschlägen der Stadtratsmitglieder für Klimaschutzmassnahmen. 2020 beschloss der Gemeinderat einen Verpflichtungskredit für die Erarbeitung einer Klimastrategie. Sie soll aufzeigen, wie die Stadt Thun das Ziel Klimaneutralität bis 2050 erreichen kann. Aufbauend auf dem Grundlagenbericht soll die Klimastrategie im kommenden Jahr unter Einbezug von Politik, Wirtschaft, Fachpersonen und der Bevölkerung erarbeitet werden. Als Smart City setzt die Stadt Thun dabei auch auf neue Methoden und Massnahmen.

Im letzten Jahr erarbeitete die Stadt Thun in Zusammenarbeit mit der Energie Thun AG unter externer Fachberatung den Grundlagenbericht für die Klimastrategie. Der Bericht zeigt den Absenkpfad zur Klimaneutralität für die Stadt Thun auf sowie deren Handlungsmöglichkeiten und Grenzen, z.B. in den Bereichen Gebäude, Mobilität, Energieversorgung, Reglemente. Durch eine Konsultation bei Politik, Wirtschaft und Verbänden wurde der Bericht einem Realitäts-Check unterzogen.

Für den Gemeinderat ist es zentral, dass nebst Verwaltung und Politik auch die Wirtschaft und die breite Bevölkerung die städtische Klimastrategie mittragen. Das Ziel Netto-Null 2050 kann nur gemeinsam erreicht werden. Daher ist die Stadt auf die Mitwirkung angewiesen – vom privaten Konsumverhalten, über wirtschaftliche Tätigkeiten der Unternehmen bis hin zu politischen Entscheiden. Deshalb soll im Rahmen des partizipativen Prozesses unter Einbezug wirtschaftlicher und politischer Akteurinnen und Akteure eine Roadmap (ein chronologischer Zeitplan) erarbeitet werden, die den Absenkpfad bis 2050 und die zentralen Handlungsfelder aufzeigt. Ergänzend dazu wird ein erster Aktionsplan die Massnahmen für die Jahre 2023-2026 in den verschiedenen Handlungsbereichen festlegen. Damit hat der Gemeinderat ein Instrument in der Hand, das in der ersten Periode konkrete Massnahmen vorgibt, für die längerfristige Planung aber Spielraum lässt, um auf Markt- und Umweltgeschehen agil zu reagieren. Die weiteren Aktionspläne folgen in einem Vierjahresrhythmus. Die klimapolitischen Vorschläge sowie die Rückmeldungen aus der Konsultation werden in die Klimastrategie mit einfliessen.

Um die Bevölkerung in geeigneter Form zu involvieren und motivieren, entwickelte die Stadt Thun im Rahmen der «Front Runner»-Eingabe drei Projekte mit erweiterter Beteiligung:

1. Aufbau eines «Reallabors»:
Dies ist ein Forum für Innovationen, in dem verschiedene Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft, Behörden und Politik gemeinsam innovative, klimafreundliche Technologien, Produkte, Dienstleistungen oder Ansätze erproben können. Ziel ist es, die Bevölkerung einzubeziehen und unterschiedliche Akteurinnen zusammenzubringen.

2. Beratungsangebot zum Umstieg auf erneuerbare Heizsysteme unter Einbezug der individuellen Bedürfnisse der Hauseigentümerinnen und -eigentümer und der Angebote der lokalen Partnerorganisationen (z.B. Banken, Versicherungen, Energieversorger).

3. Durchführung einer Projektausschreibung:
Die Bevölkerung kann konkrete Klimaprojektideen eingeben. Via Voting entscheiden die Thunerinnen und Thuner, welche Projekte umgesetzt werden.
Alle drei Klimaprojekte verfolgen einen längeren Zeithorizont. Insbesondere das «Reallabor» soll institutionalisiert werden und längerfristig in ein selbständiges Gefäss überführt werden. Mit der Umsetzung der drei Projekte kann die Stadt Thun zur Vorreiterin im Kanton Bern werden, wo es noch keine vergleichbaren Projekte gibt.

text:pd&chl/bild:beo)