Stadt und Berggebiet sind sich näher als man meinen könnte
Die Schweizerische Arbeitsgemeinschaft für die Berggebiete SAB führte Ende August eine Fachtagung durch zum Thema «Stadt und Land im Dialog». Dort diskutierten Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Praxis darüber, ob der viel zitierte Stadt-Land-Graben überhaupt existiert und wie er überwunden werden kann. Die Teilnehmenden seien sich darin einig gewesen, dass zum Teil falsche Vorstellungen über die Realitäten des jeweils anderen Raumes vorherrschen und dass deshalb der Dialog intensiviert werden müsse, schreibt die SAB.
Die Schweiz ist ein kleines Land. Die grossen Städte des Mittellandes und die Berggebiete trennt oft nur eine kurze Zugfahrt. Auch im Berggebiet selber gibt es kleinere Städte oder städtische Zentren, wie Thun oder das Bödeli, welche für die jeweiligen Bergregionen eine wichtige Zentrumsfunktion erfüllen würden. Es sei der SAB ein Anliegen, dass man in der eng verzahnten, kleinräumigen Schweiz Stadt und Berggebiete nicht auseinanderdividiere, sagt SAB-Direktor Thomas Egger gegenüber Radio BeO, es gelte Herausforderungen gemeinsam anzupacken und die Schweiz zusammen weiterzuentwickeln. Dabei stellten sich den Städten und Berggemeinden oft mehr gemeinsame Herausforderungen, als man vielleicht denken würde: Nicht nur in Zürich müsse man quasi Schlange stehen für eine Wohnungsbesichtigung, nennt Egger als Beispiel, sondern auch an der Lenk und in anderen touristisch geprägten Gemeinden im Berggebiet. Wohnungsknappheit sei auch hier ein grosses Thema. Stadt und Berggebiete hätten in vielen Bereichen ähnliche Herausforderungen und da lohne es sich sicher, diese auch gemeinsam anzugehen, auch wenn es vielleicht unterschiedliche Lösungsansätze brauche.
Natürlich seine die Lebensrealitäten der beiden Räume unterschiedlich, etwa was die Infrastruktur, das kulturelle Angebot oder die Wirtschaftsleistung anbelange. Aber die beiden Räume würden sich auch annähern. Egger zitiert dabei den Politgeografen Michael Herrmann, der an der Fachtagung von einer „Entdörflichung des Dorfes und der Verdörflichung der Stadt“ sprach. Und man lebe heute multilokal, so Egger weiter. Auch wenn man vielleicht im Berggebiet lebe, so habe man mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Ausbildung in der Stadt gemacht oder gehe auch oft in die Stadt zum Einkaufen oder an Veranstaltungen. Die Städterinnen und Städter wiederum würden ihre Ferien und Freizeit im Berggebiet verbringen. Das gebe es viel Austausch zwischen den beiden Gebieten. Darum sei es wichtig, den Dialog und den Austausch zu pflegen.
(text:csc/bild:csc)