Silber glänzt diesmal fast wie Gold
Catherine Debrunner gewinnt über 100 m ihre vierte Medaille an den Paralympics von Paris. Dass sie diesmal nicht golden ist, stört die Thurgauerin überhaupt nicht.
Es ist ein ungewohntes Bild. Catherine Debrunner fährt am Mittwochabend nicht als Erste über die Ziellinie eines Finals. Über 100 m wird die Thurgauerin Zweite hinter der Britin Samantha Kinghorn. Diese hatte die Schweizerin schon vor einem Jahr an der WM im Pariser Stade Charléty über die Sprintdistanz geschlagen. Nun stellt Kinghorn in 15,64 Sekunden einen paralympischen Rekord auf. Etwas, dass Debrunner auf dem Weg zu ihren drei Goldmedaillen über 5000 m, 1500 m und 800 m ebenfalls gelungen war. Und zwar auf so dominante Art und Weise, dass es fast selbstverständlich schien, die Ostschweizerin zuvorderst zu sehen.
Doch Debrunner ist nicht geknickt, als sie von der Bahn Richtung Garderobe rollt. „Ich bin sehr zufrieden, wie es gelaufen ist“, sagt sie. Was sie sich vorgenommen habe, sei gut aufgegangen. „Samantha war einfach schneller.“ Überhaupt ist Debrunner bestrebt, ihre bisherigen Leistungen in Kontext zu setzen und entsprechend auch Erwartungen zu drosseln. „Man kann nicht erwarten, dass ich einfach immer gewinne. Das ist nicht realistisch.“
Zudem seien die 100 m nicht eine Distanz, auf der sie sich extrem wohlfühle. Gerade bei Grossanlässen habe sie in der Vergangenheit immer wieder Mühe gehabt, in dieser Disziplin vorne mitzufahren. „Deshalb hätte es wirklich nicht besser laufen können.“
Am Donnerstag steht über 400 m ihr letzter Einsatz auf der Bahn an. Keine 24 Stunden Pause werden gewährt. Doch Debrunner sieht es gelassen. „Alle sind langsam müde. Ich freue mich, noch einmal in diesem tollen Stadion in dieser tollen Atmosphäre starten zu können.“ Es ist eine Distanz, auf der sich Debrunner sehr wohl fühlt. In Tokio vor drei Jahren holte sie in diesem Rennen ihre erste paralympische Goldmedaille. Doch mit ihrem potenziell vierten Gold will sich die Schweizerin nicht beschäftigen: „Ich geniesse jetzt mal diese Silbermedaille. Diese ist alles andere als selbstverständlich.“
(text:sda/bild:keystone)