Sieg für überlegenen Kilde – Feuz trotz Fehler Dritter
Aleksander Aamodt Kilde gewinnt einen Tag nach seinem Erfolg im Super-G in Beaver Creek, Colorado, auch die erste von zwei Abfahrten. Der Norweger siegt mit deutlichem Vorsprung.
Am Freitag im zweiten Super-G hatte der Hauch von drei Hundertsteln zugunsten von Kilde und gegen Marco Odermatt entschieden. 24 Stunden später war der Gesamtweltcupsieger des vorletzten Winters der Konkurrenz deutlich überlegen. Kilde liess Mayer um 66 Hundertstel hinter sich. Feuz lag schon eine Sekunde zurück.
Kilde fuhr so, als wäre die Vorgeschichte mit dem Kreuzbandriss nicht gewesen, mit der Verletzung im rechten Knie, die für ihn im Januar das vorzeitige Saisonende bedeutet hatte.
Noch vor anderthalb Monaten hatte sich Kilde nicht bereit gefühlt für Renneinsätze. Auf den Start im Riesenslalom auf dem Rettenbachgletscher in Sölden verzichtete er, ebenso drei Wochen danach auf den Einsatz im Parallelrennen in Lech/Zürs am Arlberg. Platz 9 vor einer Woche in der Abfahrt in Lake Louise in Kanada war für den Rückkehrer eine solide Leistung, mehr aber auch nicht für einen wie ihn, der sich selbstredend höhere Ziele setzt.
Am Donnerstag folgte der Ausfall im ersten Super-G in Beaver Creek. Das Malheur konnte Kildes Zuversicht und Optimismus nichts anhaben, knapp elf Monate nach dem verhängnisvollen Sturz im Training auf der Reiteralm in der Steiermark bereits wieder mit den Besten mithalten zu können. Es kam sogar besser, als es sich der Freund von Mikaela Shiffrin selber erhofft hatte. Seine Verwunderung über das bereits wieder vorhandene hohe Leistungsniveau nach dem Sieg in der Abfahrt, seinem insgesamt achten im Weltcup, war jedenfalls gross.
„Oh, mein Gott“, entfuhr es Kilde nach dem Abschwingen im Ziel, nach einer grossartigen Vorstellung auf einer Piste zumal, auf der für ihn in der Abfahrt zuvor noch nicht allzu viel zusammengepasst hatte. Platz 7, errungen vor zwei Jahren, war Kildes bislang einzige Klassierung in den ersten zehn in der schnellsten Disziplin auf der „Birds of Prey“ gewesen. An der Weltmeisterschaft vor knapp sieben Jahren hatte es dem damaligen Emporkömmling lediglich zu Rang 26 gereicht.
Es wäre wohl selbst für Feuz schwierig geworden, Kilde am erneuten Sieg zu hindern, selbst dann, wenn dem Emmentaler eine perfekte Fahrt gelungen wäre. Doch Feuz blieb für einmal nicht ohne Makel. Dass er im obersten, flachen Streckenteil, der zum ersten Mal seit vier Jahren wieder befahren wurde, nicht zu den Schnellsten gehörte, war nichts Neues. Auf Kilde büsste er in jener Passage 59 Hundertstel ein.
Ungewöhnlich war der Patzer, der Feuz kurz darauf unterlief. Der Anhänger an einem Tor brachte ihn aus dem Rhythmus, und vor allem kostete er Zeit, zu viel Zeit, um den enteilten Kilde noch abfangen zu können. Der Ärger war entsprechend gross. „Ein sinnloser, dummer Fehler“, haderte Feuz. „Das tut meinem Abfahrer-Herz weh.“
Auch mit Rang 3 schrieb Feuz ein weiteres Stück Ski-Geschichte. Mit 42 Podestplätzen ist er in dieser Statistik nunmehr alleiniger Führender. In Lake Louise hatte er mit der gleichen Klassierung den von Peter Müller und Franz Klammer gehaltenen Bestwert egalisiert.
Zweitbester Schweizer am Samstag war Niels Hintermann. Der Zürcher egalisierte mit Platz 7 sein drittbestes Resultat in Weltcup-Abfahrten. Mit Rang 12 hatte er schon in Lake Louise angedeutet, dass er sich nach den bitteren Erfahrungen im letzten Winter wieder der Spitze annähert. Mitte Dezember in Val d’Isère war er auf dem Weg zu seinem womöglich ersten Sieg in einer Abfahrt gestürzt, zwei Wochen später kam er in Bormio erneut zu Fall, was wegen einer Knorpelverletzung im linken Knie eine mehrwöchige Pause erforderte. Der im Gesamtweltcup weiter führende Marco Odermatt und Urs Kryenbühl in seiner ersten Abfahrt nach dem schlimmen Sturz im letzten Januar in Kitzbühel belegten die Plätze 15 und 16.
(text:sda/bild:beo)