Schweiz wäre bereit zur Aufnahme von türkischen Erdbebenopfern
Laut Aussenminister Ignazio Cassis wäre die Schweiz grundsätzlich bereit, türkische Erdbebenopfer ohne reguläre Reisedokumente aufzunehmen. Es gebe aber „keinen Spielraum“, weil die türkischen Behörden die Betroffenen nicht ausreisen liessen.
„Wir haben bereits positiv auf Anfragen von Türkinnen und Türken reagiert“, sagte Cassis am Donnerstag vor Medien in Genf am Rande eines hochrangigen Treffens zum Thema „Bildung für alle“. Er erwähnte die Familienzusammenführung und die Verbesserung der Visasituation.
Opfer der schweren Erdbeben in Syrien und der Türkei sollen unbürokratisch in die Schweiz reisen und vorübergehend bleiben dürfen, wenn sie enge Familienangehörige im Land haben. Darum bittet auch die Aussenpolitische Kommission des Nationalrates (APK-N) den Bundesrat.
Das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) hatte am Freitag bekanntgegeben, Visumsgesuche von Erdbebenopfern mit engen Verwandten in der Schweiz prioritär behandeln zu wollen. Die Schweiz schicke zusätzliche Mitarbeitende nach Istanbul, zur Unterstützung des Generalkonsulats.
Das „beschleunigte Verfahren aus dringenden medizinischen Gründen“ richte sich an Erdbebenopfer, die ihr Haus oder ihre Wohnung verloren hätten und vorübergehend bei engen Verwandten in der Schweiz unterkommen könnten, hielt das EJPD dazu fest.
Das Staatssekretariat für Migration (SEM) und das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) stünden zudem mit den türkischen Behörden in engem Kontakt, um die „rasche Ausstellung eines Notfallpasses möglichst pragmatisch zu lösen“.
Die türkische Botschaft in Bern bedankte sich in einer Mitteilung für das solidarische Verhalten der Schweizer Bevölkerung und der türkischen Diaspora. Es hätten zahlreiche gespendete Zelte, Decken, Schlafsäcke, Stromgeneratoren, Heizungen, Kleider und Hygieneprodukte in die Türkei transportiert werden können.
Am Montag vor einer Woche hatte ein erstes schweres Beben die türkisch-syrische Grenzregion erschüttert, Stunden später folgte ein zweiter schwerer Erdstoss. Die Zahl der bestätigten Toten lag bis Donnerstagmittag in der Türkei und Syrien bei mehr als 42’000. Weitere zehntausende Menschen wurden verletzt. Tausende werden weiterhin vermisst.
(text&bild:sda)