Sanierung der Aula Interlaken soll stillgelegt werden
Gestützt auf eine Machbarkeitsstudie genehmigte der Grosse Gemeinderat im Mai 2018 einen Kredit von 430’000 Franken für die Durchführung eines Studienauftrags zur Zukunft der sanierungsbedürftigen Aula. Es zeigte sich, dass mit dem Projekt des Planungsteams rund um die Basler Buchner Bründler Architekten AG, das die bestehende (zu sanierende) Aula mit einem Neubau verbindet und so eine vielseitige und flexible Nutzung des Hauses auch als Ort der Begegnung für die Bevölkerung ermöglichen würde, die gesetzten Ziele hätten erreicht werden können. Der Gemeinderat hatte deshalb für die Sitzung des Grossen Gemeinderats vom 24. März 2020, die dann coronabedingt abgesagt werden musste, einen Rahmenverpflichtungskredit von 19,2 Millionen Franken traktandiert. Dies wäre der höchste Kreditbetrag ge-wesen, über den die Interlakner Organe in ihrer bisherigen Geschichte je zu befinden gehabt hätten.
Aufgrund der Entwicklung im Frühjahr 2020, die auch Auswirkungen auf die finanzielle Situation der Gemeinde erwarten liessen, schlug der Gemeinderat dem Grossen Gemeinderat Ende Juni 2020 einen Marschhalt von maximal zwei Jahren vor, der es erlauben sollte, die Tragbarkeit des Projekts in Kenntnis des Rechnungsabschlusses 2020 und der Budgets 2021 und 2022 neu zu beurteilen. Der Grosse Ge-meinderat hat diesem Moratorium am 30. Juni 2020 einstimmig zugestimmt. Die Formulierung „maximal zwei Jahre“ erlaubt es dem Gemeinderat, das Geschäft auch früher wieder vorzulegen. Die Investition ist mit der heutigen Steueranlage von 1,67 Einheiten jedoch nicht tragbar. Zudem geht die Folgekostenberechnung von kostendeckenden Mietzinseinnahmen aus, die von keiner der drei vorgesehenen externen Mieterschaften gestemmt werden können.
Sowohl die Bödeli-Bibliothek, die seit 2021 als Regionalbibliothek gilt und über einen Leistungsvertrag mit dem Kanton verfügt, als auch die Volkshochschule Interlaken und Umgebung und die Ludothek Jojo, die neben den drei Bödeligemeinden auch von Wilderswil und Lütschental mitfinanziert – und von Personen auch aus weiteren Gemeinden genutzt – wird, sind regionale Angebote. Weder bestehen heute verbindliche Zusagen der drei Vereine, je in der Aula Räumlichkeiten zu kostendeckenden Mieten zu beziehen, noch gibt es Signale aus den Regionsgemeinden, dass diese sich finanziell mit Investitionsbeiträge am regionalen Aulaprojekt beteiligen würden. Es kann nach Auffassung des Gemeinderats nicht Aufgabe der Gemeinde Interlaken sein, ein regionales Angebot alleine oder mindestens massgeblich zu finanzieren.
Mit dem Projekt der Erweiterung der Tagesschule Ost, das dringlich ist, können wesentliche Bedürfnisse der Interlakner Volksschule, die auch in der Gesamtplanung Aula enthalten sind, umgesetzt werden. Mit der Erweiterung der Tagesschule brechen Teile aus dem Aulaprojekt weg, die neben der eigentlichen Aulasanierung für eine Finanzierung durch die Gemeinde Interlaken gesprochen haben.
Aufgrund dieser Ausgangslage hat der Gemeinderat beschlossen, das Projekt Gesamtplanung Aula nicht weiter zu verfolgen.
Nachdem der Gemeinderat im Sommer 2020 das Moratorium dem Parlament unterbreitet und angekün-digt hat, das Geschäft spätestens in zwei Jahren wieder vorzulegen, ist es korrekt, den Verzicht auf die Weiterbehandlung des Geschäfts ebenfalls dem Grossen Gemeinderat vorzulegen. Stimmt der Grosse Gemeinderat diesem Verzicht zu, wird der Gemeinderat die Liegenschaftsverwaltung beauftragen, eine reine Sanierungsvorlage – allenfalls in Etappen – zu erarbeiten. Lehnt der Grosse Gemeinderat den Verzicht auf die Weiterbearbeitung des Aulaprojekts hingegen ab, wird die Beratung des Rahmenverpflichtungskredits Gesamtplanung Aula von 19,2 Mio. Franken für die nächste Sitzung traktandiert werden.
(text:pd/bild:beo)