Raphael Wicky nicht mehr Trainer der Young Boys
Raphael Wicky ist nicht mehr Trainer der Young Boys. Der 46-Jährige wurde am Tag nach dem 0:1 gegen den FC Zürich freigestellt. Bis zum Saisonende wird die Mannschaft interimistisch vom bisherigen U21-Trainer Joël Magnin gecoacht.
Wicky führte die Young Boys im Vorjahr zum Meistertitel und zum Cupsieg sowie in die Champions League. Auch in dieser Saison stehen die Berner in der Super League nach 26 Runden an der Tabellenspitze, zudem erreichte die Mannschaft über die Champions League die K.o.-Phase der Europa League. Doch die Leistungen entsprachen über weite Strecken und insbesondere in den letzten Wochen nicht den Erwartungen.
Zuletzt bezog YB in der Super League zum ersten Mal seit 2017 zwei Niederlagen in Folge. Dazu schied die Mannschaft unter der Woche im Cup-Viertelfinal gegen den Challenge-Ligisten Sion aus und war sie in der Europa League gegen Sporting Lissabon krass unterlegen.
Dass sich Wickys Zeit bei den Young Boys dem Ende zuneigt, hatte sich schon vor der jüngsten Baisse abgezeichnet. Der Vertrag des Wallisers wäre im Sommer nach zwei Jahren ausgelaufen und wurde bis zum Zeitpunkt der Freistellung entgegen der üblichen Klubpraxis nicht verlängert.
Die erhoffte Entwicklung von Mannschaft und Spielern blieb in dieser Saison aus. Von der Souveränität der vergangenen Saison – YB gewann den Titel mit 16 Punkten Vorsprung – war das Team in dieser Spielzeit weit entfernt. Unter den durchwachsenen Auftritten litt auch das Selbstvertrauen. In den letzten Spielen war die Verunsicherung spürbar, von der individuellen Klasse, die YB nach wie vor von der nationalen Konkurrenz abheben müsste, war nicht mehr viel zu sehen.
Negativ auf die Leistungen auf dem Platz wirkten sich indes auch die Verkäufe von Fabian Rieder, Christian Fassnacht und Cédric Zesiger im letzten Sommer sowie die Winter-Transfers von Jean-Pierre Nsame und Ulisses Garcia aus. Ebenso die Verletzungen von Loris Benito und Filip Ugrinic.
„Die Trennung von Raphael Wicky schmerzt uns sehr. Aber nach reiflicher Überlegung sind wir zum Schluss gekommen, dass die Situation festgefahren ist und die Mannschaft frische Energie braucht“, liess sich Christoph Spycher, der VR-Delegierte Sport der Young Boys, in der Mitteilung des Klubs zitieren. Sportchef Steve von Bergen befand, die Leistungen der Mannschaft hätten seit einiger Zeit nicht mehr den Erwartungen entsprochen. „Mit den jüngsten Niederlagen in der Meisterschaft und im Cup wurde die Hoffnung kleiner, dass sich die Lage in dieser Konstellation verbessern wird“, so Von Bergen.
Wicky seinerseits räumte seinen Posten nach aussen hin ohne Groll. Er sei „stolz auf die gemeinsamen Erfolge und „extrem dankbar“ für die Möglichkeit, dass er YB-Trainer habe sein dürfen.
Joël Magnin wird die Mannschaft interimistisch bis zum Saisonende führen. Der 52-Jährige war seit 2007 überwiegend im Nachwuchs der Young Boys tätig. Zwischen 2019 und 2021 arbeitete er ein Jahr lang als Trainer von Neuchâtel Xamax und eine halbe Saison als Co-Trainer beim FC Zürich. Mit Wicky musste auch sein Assistent Giuseppe Morello den Posten räumen. An dessen Stelle springt Ausbildungschef Gérard Castella ein. Zweiter Assistent ist weiterhin Zoltan Kadar.
(text:sda/bild:keystone)