Prozess um Ermordung von Lehrer Samuel Paty startet in Paris
Der islamistisch motivierte Mord an einem Lehrer traf das durch Terror ohnehin traumatisierte Frankreich vor vier Jahren ins Mark. In einem Pariser Vorort tötete und enthauptete ein Angreifer den Geschichtslehrer Samuel Paty nahe seiner Schule. Die Polizei erschoss den 18-jährigen Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln nur Minuten später. Heute beginnt vor dem Schwurgericht in Paris der Prozess gegen sieben Männer und eine Frau, die den Angreifer teils unmittelbar bei der Vorbereitung seiner Tat unterstützt haben sollen.
Die barbarische Tat vom 16. Oktober 2020 wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft und löste international Entsetzen aus. Vor der Tat in Conflans-Sainte-Honorine war im Internet gegen den Lehrer gehetzt worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Diese Hetze soll den radikalisierten Angreifer zu seiner Tat angetrieben haben.
Angeklagt sind acht Erwachsene, darunter zwei Freunde des Täters, die laut Anklage in dessen Pläne eingeweiht waren. Beide sollen ihn beim Kauf von Waffen begleitet und einer soll ihn auch zum Tatort gefahren haben. Ihnen wird Beihilfe zu einem terroristischen Mord angelastet. Weiter angeklagt ist auch der Vater der Schülerin, die die Anschuldigungen gegen Paty in Umlauf gebracht haben soll sowie ein Mann, der Videos dazu in soziale Netzwerke gestellt haben soll. Diese Angeklagten müssen sich wegen Bildung einer kriminellen terroristischen Vereinigung verantworten. Der Prozess dauert bis zum 20. Dezember.
Vor knapp einem Jahr waren in einem separaten Prozess bereits sechs Schüler für ihre Beteiligung an dem dramatischen Vorlauf verurteilt worden, der in der Bluttat mündete. Fünf von ihnen erhielten Bewährungsstrafen und ein Schüler wurde zu einem halben Jahr Haft verurteilt. Sie halfen dem Attentäter unmittelbar vor der Tat dabei, den Lehrer zu identifizieren.
Eine damals 13-jährige Schülerin, die mit einer falschen Anschuldigung den Auslöser für die Tat gab, erhielt 18 Monate Haft auf Bewährung. Sie soll zu Hause von einer Präsentation der umstrittenen Karikaturen geredet haben, obwohl sie an dem Tag gar nicht in der Schule war. Vor kurzem wurde entschieden, dass die Schule künftig den Namen des ermordeten Lehrers tragen soll.
Alte Wunden rissen in Frankreich im vergangenen Jahr auf, als es fast auf den Tag genau drei Jahre nach dem Angriff auf Paty abermals zu einer tödlichen Attacke auf einen Lehrer kam. Am 13. Oktober 2023 erstach in einer Schule im nordfranzösischen Arras ein islamistisch radikalisierter 20-Jähriger einen Lehrer.
Auch hier stammte der Angreifer aus Tschetschenien. Vor dem Messerangriff in Arras hatte sich der Täter zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannt. Wie schon bei der brutalen Attacke auf Paty sah Frankreich sein säkulares Staatswesen angegriffen und insbesondere eine tragende Säule davon, das nationale Bildungswesen.
(text:sda/bild:pixabay)