4 November 2024

Parlamente Thun und Steffisburg entscheiden über Kredit für Buslinienversuch

Die Stadt Thun und die Gemeinde Steffisburg wollen ab Dezember 2025 zusammen mit dem Kanton Bern einen Versuchsbetrieb für eine neue tangentiale Buslinie zwischen Thun und Steffisburg durchführen. Am 21. November befindet der Stadtrat von Thun über zwei Verpflichtungskredite von gesamthaft 2,118 Millionen Franken für den Betrieb und die Haltestelleninfrastruktur. Am 29. November wird das Geschäft im Grossen Gemeinderat von Steffisburg behandelt.

Das städtische Busnetz in Thun und Umgebung ist primär radial auf den Bahnhof Thun ausgerichtet. Das bedeutet, dass alle Buslinien über den Bahnhof Thun führen. Aktuell verkehrt keine Tangentiallinie, welche die äusseren Stadtgebiete verbindet. Tangentiallinien ermöglichen attraktive, direkte Verbindungen zwischen städtischen Quartieren, ohne dass ein Umsteigen an einem zentralen Knotenpunkt nötig wird. Mit dem Siegenthalergut, dem Freizeit- und Sportcluster Thun Süd und dem kantonalen ESP Thun Nord sowie dem Entwicklungsgebiet Raum 5 (Bahnhof Steffisburg und der neuen Schul-, Kultur- und Sportanlage Schönau) befinden sich wichtige Entwicklungsgebiete im Bereich der geplanten Linienführung. «Die neue Tangentiallinie soll diese Gebiete miteinander verbinden und den Bahnhof Thun dadurch vom Durchgangsverkehr entlasten», sagt Andrea de Meuron, Gemeinderätin und Vorsteherin Finanzen Ressourcen Umwelt. Deshalb unterbreitet der Gemeinderat dem Thuner Stadtrat zwei Verpflichtungskredite von gesamthaft 2,118 Millionen Franken für die Durchführung des Versuchsbetriebs und die Planung und Realisierung der provisorischen Haltestelleninfrastruktur.

Studie zeigt Potential auf
Die Idee einer tangentialen Busverbindung zwischen Thun und Steffisburg wurde 2011 im Rahmen der ÖV-Strategie der Agglomeration Thun der Regionalen Verkehrskonferenz Oberland West (RVK 5) das erste Mal aufgebracht. In der Folge wurde die Tangentiallinie 2012 in das behördenverbindliche Regionale Gesamtverkehrs- und Siedlungskonzept (RGSK), respektive in das Agglomerationsprogramm (AP) der 1. Generation aufgenommen. Vor diesem Hintergrund hat die RVK 5 gemeinsam mit der Stadt Thun und der Gemeinde Steffisburg zwischen 2019 und 2020 eine Studie zur Abschätzung des Nachfragepotenzials und der Wirtschaftlichkeit einer tangentialen Buslinie von Steffisburg über das Areal des ESP Thun Nord zum Zentrum Oberland durchgeführt. Die Studie kam zum Schluss, dass mit den erwarteten Entwicklungen im Einzugsgebiet der Tangentiallinie bereits ab 2025 die Minimalanforderungen zur Nachfrage und Wirtschaftlichkeit erreicht werden können. Mit der bis spätestens 2035 geplanten Inbetriebnahme der S-Bahn-Haltestelle Thun Nord ist ausserdem von einem starken Nachfragesprung auf der Tangentiallinie auszugehen, der die Voraussetzungen für einen 15-Minuten-Takt oder eine Verlängerung der Tangentiallinie Richtung Thun Neufeld-Strandbad schafft.

Tangentiallinie vorerst als Versuchsbetrieb
Bevor die Tangentiallinie ins Grundangebot aufgenommen werden kann, muss das neue Angebot gemäss Angebotsverordnung des Kantons Bern (AGV) vorerst als dreijähriger Versuchsbetrieb eingeführt werden. In dieser Zeit ist der Nachweis zu erbringen, dass das neue Angebot zweckmässig ist, die Erschliessungsgrundsätze erfüllt, keine bestehenden Linien konkurrenziert und die Minimalanforderungen gemäss AGV erfüllt. Der Versuchsbetrieb der Tangentiallinie Thun-Steffisburg soll per 15. Dezember 2025 auf den Fahrplanwechsel 2026 eingeführt werden und dauert bis Dezember 2028. Werden die Erwartungen erfüllt, kann der Kanton auf Antrag der RVK 5 und vorbehältlich der Zustimmung durch den Grossen Rat die neue Buslinie per 2029 ins kantonale Grundangebot übernehmen.

Kanton und Gemeinden teilen sich die Kosten
Der Kanton beteiligt sich bei der Durchführung von Versuchsbetrieben in der Regel mit einem Drittel an den Betriebskosten. Die übrigen Kosten sind durch die Gemeinden zu bewerkstelligen. Der Kanton hat am 28. August 2024 eine Kostenbeteiligung in der Höhe von 985’000 mittels Regierungsratsbeschluss zugesichert (vgl. Kurzmitteilung vom 29. August). Die Stadt Thun und die Gemeinde Steffisburg teilen sich die restlichen Kosten zu je 50 Prozent. Die Gemeinde Steffisburg wird das Kreditgeschäft am 29. November 2024 im Grossen Gemeinderat behandeln.

Neue Haltestelleninfrastruktur im Jahr 2025
Für den Versuchsbetrieb werden provisorische Haltestelleninfrastrukturen errichtet. Auf Gemeindegebiet der Stadt Thun werden drei provisorische Haltestellen («Thun, Allmendhof», «Thun, Burger Allmend» und «Thun, Burgerallee») erstellt. In Steffisburg sind es die Haltestellen «Zulgstrasse», «Altelsstrasse», «Schönaubrücke» und «Zulgbrücke». Sollte der Testbetrieb erfolgreich sein und die Buslinie ins Grundangebot aufgenommen werden, werden die provisorischen Haltestellen zu definitiven umgebaut. Der Bau der definitiven Haltestellen erfolgt koordiniert mit der geplanten Sanierung der Burgerstrasse.

(text:pd/symbolbild:pg)