2 September 2023

Neuartiges Zentrum für Familien in Trennung in Bern eröffnet

In der Stadt Bern ist am Freitag ein Zentrum für Familien in Trennung (Zfit) als erstes schweizweites Pilotprojekt eröffnet worden. Das Zfit soll die Eltern bei einer Trennung unterstützen, gemeinsam eine tragfähige Lösung für die Kinder zu finden.

In der Schweiz seien jedes Jahr rund 30’000 Kinder von einer Scheidung oder Trennung der Eltern betroffen, teilte das Zentrum für Familien in Trennung am Freitag vor den Medien mit. Das Zfit soll den Vätern und Müttern helfen, ihre Elternrolle auch nach einer Trennung gemeinsam im Sinne des Kindeswohls wahrnehmen zu können.

Im Pilotprojekt sollen die sich scheidenden oder trennenden Eltern von Fachpersonen der Universitären psychiatrischen Dienste Bern (UPD) und das Amtes für Erwachsenen- und Kindesschutz Stadt Bern (EKS) beraten lassen. Im Fokus der Beratung stehe immer das Interesse des Kindes, sagte Katrin Klein, Chefärztin bei der UPD.

In einer Zeitspanne von vier Monaten seien jeweils sechs Beratungen, an welchen beide Elternteile gemeinsam teilnehmen, geplant. Dem Zfit werden die Fälle von der Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (KESB) der Stadt Bern sowie vom Regionalgericht Bern-Mittelland zugewiesen. Für die Eltern sei es Pflicht an den Beratungen teilzunehmen. Diese koste insgesamt 2500 Franken, welche von den Eltern getragen würden.

Das Zfit soll Konflikte entschärfen sowie Gerichte und die Kinder- und Erwachsenenschutzbehörde (Kesb) entlasten. Heute gebe es im Bereich der strittigen Eltern viele Beistandschaften. Diese hätten oft jahrelang Bestand und würden kaum je zu eine nachhaltigen Reduktion des Konfliktniveaus führen, sagte Martina Suter, Leiterin Bereich Kindesschutz beim EKS Stadt Bern.

Das Zfit ist ein gemeinsames Projekt des Kantons Bern, der Stadt Bern, der Stiftung Guido Fluri, der Konferenz für Kindes- und Erwachsenenschutz und der UPD. Das Pilotprojekt sei auf zwei Jahre ausgelegt und werde vom Institut für Familienrecht der Universität Freiburg wissenschaftliche begleitet und evaluiert.

In den zwei Jahren sollen etwa 80 Familien begleitet werden. Am Pilotprojekt seien neun Beraterinnen und Berater involviert. Falls sich das Verfahren bewährt, könnten solche Beratungsstellen zur Konfliktdeeskalation in Kinderbelangen schweizweit eingeführt werden, wie die Berner Justizdirektorin Evi Allemann (SP) sagte.

Dafür brauche es aber noch eine Änderung der Gesetzesgrundlage auf Bundesebene. Um das Pilotprojekt durchführen zu dürfen, brauchte der Kanton eine Genehmigung des Bundesamts für Justiz. Es sei das erste solche Projekt und der Kanton Bern nehme damit eine Vorreiterrolle in der Schweiz ein, wie das Zfit mitteilte.

(text:sda/bild:keystone)