16 November 2021

Netto-Null: Kanton Bern will nachhaltiger Bauen

Nach dem Klimagipfel in Glasgow will der Kanton Bern seine bisherigen Anstrengungen im Bereich des nachhaltigen Bauens weiter verstärken. Das «5-in» 2021, die regelmässige Plattform des Amts für Grundstücke und Gebäude für Bauthemen, informierte im Rathaus Bern, wo der Kanton bei seinen Bauten bezüglich Klimaschutz steht, was Netto-Null für künftiges Bauen bedeutet, was es kostet und wie es finanziert werden soll.

Wie Lorenz Held, der Amtsvorsteher des Amts für Grundstücke und Gebäude bei der Eröffnung darlegte, ist der Kanton bisher in Sachen Klimaschutz und Bauten nicht untätig gewesen. Der Kanton orientiert sich seit längerem an den Zielen der 2000-Watt-Gesellschaft. Mit Energieeffizienz, dem Einsatz erneuerbarer Energien und der Verwendung von emissionsarmen Baustoffen werden natürliche Ressourcen und Klima geschont. Die Gebäude des Kantons Bern sind mit den öffentlichen Verkehrsmitteln und dem Langsamverkehr gut erreichbar. Im Rahmen der verfügbaren Ressourcen hat bei Unterhalts- und Instandsetzungsmassnahmen die Reduktion der Treibhausgase einen wichtigen Stellenwert. Mit dem Ersatz von Öl- und Gasheizungen durch erneuerbare Energieträger, dem Bau von Photovoltaikanlagen, dem Einsatz von effizienten Anlagen / Geräten und dem klimabewussten Gebäudebetrieb konnte der Kanton die CO2-Emissionen im kantonalen Gebäudebestand nachhaltig senken – seit Beginn des Monitorings im Jahr 2004 um 50 Prozent. Die Anzahl der Photovoltaikanlagen bei kantonalen Gebäuden hat sich in den letzten Jahren versechsfacht. Der Anteil von Minergie beträgt 17% an der Gesamtfläche kantonaler Bauten. Der Wärmeenergieverbrauch pro Geschossfläche ist rückläufig.

Ulrich Nyffenegger, Vorsteher des Amtes für Energie und Umwelt, zeigte den politisch-rechtlichen Rahmen auf. Der Kanton Bern will bis 2050 klimaneutral werden. Dies hält der neue Klimaschutz-Artikel fest, den die Stimmberechtigen des Kantons Bern am 26. September dieses Jahres angenommen haben. Prof. Matthias Sulzer von der eidgenössischen Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (EMPA) plädierte für einen Paradigmenwechsel weg von der Einzelgebäudebetrachtung hin zu Arealen und Quartieren, welche teilweise selber Energie erzeugen, sie speichern und mit klugem Datenmanagement nutzen für Gebäude, Mobilität und Produktion. Annette Aumann, Leiterin Fachstelle Nachhaltiges Bauen der Stadt Zürich zeigte, wie der grösste öffentliche Bauherr der Schweiz das Klimaziel der Stadt von Netto-Null bereits für 2040 umsetzt. Auf dem Podium diskutierten der kantonale Baudirektor, Regierungsrat Christoph Neuhaus, Grossrätin Kornelia Hässig, Mitglied der grossrätlichen Bau-, Verkehrs- Energie- und Raumplanungskommission (BAK), und die Referierenden über die Prioritäten bei der Umsetzung des Netto-Null Ziels 2050 bei den kantonalen Bauten. Themen waren namentlich Kosten, und die Finanzierung sowie die Bedeutung des Holzbaus für die Negativemissionen und die Schnittstellen des Klimaschutzes zu Mobilität und Biodiversität.
Lorenz Held lud in seinem Fazit Parlament, Verwaltung, Planer, Ingenieure, Bauunternehmen, Betreiber und Nutzer ein, die Entwicklung des Bauens im Kanton in Richtung Netto-Null zu unterstützen.

(text:pd/bild:beo)