24 Februar 2022

Mit dem Urknall in Luzern kehren die Masken zurück

Nach einem Jahr Aussetzen ist am Donnerstagmorgen um Punkt 5 Uhr mit dem Urknall in Luzern die Fasnacht erwacht. Der Startschuss beim Seebecken mit tausenden Kostümierten machte den Sicherheitsabstand der Pandemie vergessen, Masken hingegen hatten wieder Hochkultur.

Der Fasnachtsauftakt, die Fritschi-Tagwache, liegt in Luzern traditionell in den Händen der Zunft zu Safran. Als deren Zunftmeister, auch Fritschivater genannt, waltet in diesem Jahr Viktor M. Giopp. Zusammen mit Fritschimutter Denise empfing er die Fritschifamilie, die mit dem Nauen bei trockenem Wetter mit Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt beim Schweizerhofquai eintraf.

Anschliessend zwängte sich der Tross, umrahmt von Guuggenmusiken, zum Kapellplatz, wo nach einem zweiten Knall an diesem frühen Fasnachtsmorgen beim Fötzeliregen 200 Kilogramm Papierschnitzel vom Himmel schwirrten. Sie stammen von 300 Telefonbüchern, von denen die Zunft angesichts der Digitalisierung vor einigen Jahren eine grosse Charge gekauft und eingelagert hat. Der Vorrat reiche noch einige Jahre.

Dass es dieses Jahr eine Luzerner Fasnacht im normalen Umfang gibt, ist zwar erst seit dem Ende der Corona-Massnahmen definitiv. Die Fasnachtsgruppen hatten aber damit gerechnet und Vorbereitungen getroffen. So kann auch der grosse Fritschi-Umzug stattfinden, der um 14 Uhr beim Seebecken startet. Allerdings dürften viele Guuggenmusiken auf Sujets der letzten Jahre ausweichen.

Zum zweiten Mal nach 2020 gibt es in Luzern am Freitag eine „Värsli-Brönzlete“, bei der zehn Gruppen in neun Restaurants auftreten und mit Sprüchen einen satirischen Blick auf das Zeitgeschehen werfen.

Am Güdismontag folgen die Tagwache der Wey-Zunft sowie der Wey-Umzug. Der Monstercorso bildet den Abschluss am Dienstagabend. So fulminant die Fasnacht in der Stadt Luzern startete, die Pandemie hinterliess ihre Spuren besonders auf der Luzerner Landschaft. Gab es da in früheren Jahren rund 100 Fasnachtsveranstaltungen, spricht die Luzerner Polizei dieses Mal von mehreren Dutzend.

In der Stadt Solothurn startet die Fasnacht in diesem Jahr fast wie in den Zeiten vor der Corona-Pandemie: Am Donnerstag um 5 Uhr ging es mit der gewohnt lärmigen Chesslete auf dem Friedhofplatz los.

Fasnächtler in ihren weissen Nachthemden nehmen jeweils ihre Glocken, Rätschen und Hörner in Betrieb und ziehen lärmend durch die Solothurner Altstadt und Vorstadt. Das Motto der Solothurner Fasnacht lautet in diesem Jahr: „VERCHERT22“ („Verkehrt22“). Auf die grossen Fasnachtsumzüge wird jedoch verzichtet, denn für die Vorbereitung der grossen Wagen reichte die Zeit nicht mehr.

Die Stadt Solothurn nennt sich während der fünften Jahreszeit kurzerhand Honolulu. Der seit dem Jahr 1888 bekannte Brauch der Chesslete soll den Winter vertreiben – und für viel gute Laune sorgen.

Weiter wird am „Schmutzigen Donnerstag“ auch in anderen Zentralschweizer Kantonen, im Aargau, in St. Gallen, Teilen des Tessins sowie im Wallis der Start in die fünfte Jahreszeit ausgiebig gefeiert. Bis am Aschenmittwoch ist es in den Stammlanden der Fasnacht mit der winterlichen Ruhe vorbei.

(text:sda/bild:unsplash)