Meyer Burger sucht mit nächster Rosskur sein Heil
Das angeschlagene Solarunternehmen Meyer Burger kommt nicht aus den negativen Schlagzeilen heraus. Mit einer Verschlankung der Struktur und einem Wechsel an der Spitze will es nun die Trendwende schaffen.
Meyer Burger befindet sich seit längerem im Niedergang. Zuletzt suchte das Unternehmen sein Heil in den USA. Dafür stellte das Unternehmen als einer der letzten grossen verbleibenden Hersteller in Europa die Solarmodulproduktion in Deutschland ein. Einzig die Zellproduktion verlieb in Deutschland, aber wahrscheinlich auch nur, weil sich der Bau einer neuen Fertigung in den USA wegen explodierender Kosten zerschlagen hatte.
Nun hat das Unternehmen am Mittwoch ein neues „Restrukturierungsprogramm“ angekündigt. Dieses sieht den Abbau von rund 200 Stellen auf nur noch rund 850 bis Ende 2025 vor. Davon betroffen sind vor allem Angestellte in Europa, während für den Aufbau der Produktion in den USA Stellen hinzukommen sollen.
Insbesondere in der Verwaltung will das Unternehmen Stellen streichen. Die Produktion und Entwicklung von Solarmodulen soll kaum betroffen sein.
Die Veränderungen machten auch vor der Konzernspitze nicht Halt, so nahmen mit CEO Gunter Erfurt und CFO Markus Nikles gleich zwei Spitzenkader ihren Hut. Dafür übernimmt Verwaltungsratspräsident Franz Richter zusätzlich zu seinem Amt auch noch die operativen Geschäfte. Zudem wurde die Geschäftsleitung von vier auf drei Personen verkleinert.
Die Trendwende will Meyer Burger mit einer Fokussierung und Stärkung des Kerngeschäfts erreichen. Meyer Burger brauche zuerst „festen Boden unter den Füssen“, um damit wieder in eine „attraktivere Wachstumsposition“ zu kommen, sagte Firmenchef Richter.
Bis Ende 2026 strebt Meyer Burger wieder einen Umsatz von 350 bis 400 Millionen Franken an, nach nur 135 Millionen im Jahr 2023. Zudem soll der EBITDA im mittleren zweistelligen Millionenbereich zu liegen kommen. Richter begründet dieses ambitionierten Ziele vor allem mit den bestehenden Abnahmeverträgen für den Grossteil der künftigen Produktion in den USA.
In den USA werde Meyer Burger zudem in einem anderen Geschäft tätig sein als zuvor in Europa. Die Solarprodukte seien vor allem für Solarkraftwerke bestimmt, im Vergleich zu Konsumentenmodulen etwa für Hausdächer davor. Dies hatte einen erheblichen Verkaufs- und Distributionsaufwand bedeutet.
An der Börse bleiben trotz der Ankündigungen viele Fragezeichen. Am späten Vormittag verliert die Aktie knapp 7 Prozent, in einem nur leicht negativen Gesamtmarkt. Damit setzt sich der Absturz der Papiere seit Jahresanfang ungebremst fort. Auf Jahressicht beträgt das Minus mehr als 95 Prozent.
„Wir erachten die Rosskur als sinnvoll, sie kommt jedoch (zu) spät“, schreibt Analyst Bernd Laux von der ZKB. Ob damit das Überleben des Unternehmens gesichert werden könne, bleibe aber fraglich. Die Aktien seien seiner Einschätzung weiterhin „uninvestierbar“.
(text:sda/bild:keystone)