19 März 2022

Thuner Lenny Rubin auf dem Weg zum Topspieler

Lenny Rubin ist am Donnerstag beim 26:33 in Portugal im Hinspiel der ersten Playoff-Runde der WM-Qualifikation der beste Schweizer Torschütze. Das kommt nicht von ungefähr.

Dass Rubin derzeit über viel Selbstbewusstsein verfügt, ist logisch. Der Aufbauer blickt bislang auf eine überragende Saison in der Bundesliga zurück. Mit 127 Treffern in 24 Partien ist er in der Torschützenliste die Nummer 5. Und dies, obwohl er keine Penaltys schiesst. Keiner hat so oft aus dem Spiel heraus reüssiert. Im vergangenen November war er der Spieler des Monats.

Rubin führt die starken Leitungen auch auf den neuen Trainer Benjamin Matschke zurück. „Ich bin jemand, der das Vertrauen vom Trainer spüren muss“, sagt der 26-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. „Er hat schon vor der Saison viel mit mir geredet, weiss, wie ich ticke und was ich brauche.“ So ist es für Rubin wichtig zu wissen, dass er Fehler machen darf, diese nicht sofortige Konsequenzen nach sich ziehen. „Das war vorher manchmal der Fall.“

Mittlerweile kann er gut damit umgehen, wenn es ihm in einer Partie nicht wie gewünscht läuft, gerät er nicht mehr in eine Negativspirale. „Es gibt immer solche Tage. Ich bin viel reifer geworden, mache mir in diesem Fall nicht mehr so viel Gedanken, denn ich weiss, was ich kann“, sagt der Sohn von BSV-Trainer Martin Rubin.

Lenny Rubin spielt seit 2018 für Wetzlar, wo es ihm auch wegen der ländlichen Gegend gut gefällt. Nach einem soliden Start warfen ihn Verletzungen zurück. „In der Folge war es sehr schwierig, den Platz zurückzukämpfen, auch weil mir die Konstanz fehlte“, blickt er zurück. „Allerdings ist es normal, dass man eine bestimmt Anlaufzeit benötigt, wenn man so jung in die Bundesliga geht.“ Diese Aussage ist mehr als nachvollziehbar, schliesslich ist das Niveau dort deutlich höher als in der NLA.

Zudem bezeichnet sich Rubin selber als Spätentwickler – „bei mir ist alles etwas länger gegangen“. Allerdings hat er auch erst mit 13 Jahren mit Handball begonnen, zuvor spielte er Fussball. Ausserdem wuchs er innerhalb von zwei Jahren um „20 bis 25 cm“ auf stattliche 2,04 m. Das hatte zur Folge, dass er mit 18, 19 Jahren fast gar kein Krafttraining machen konnte. Er war dünn und schlaksig. Die körperlichen Defizite hat er in der Zwischenzeit wettgemacht. „Das musste ich auch, da in Deutschland körperbetonter gespielt wird wie in der Schweiz“, sagt Rubin. Jedoch wäre er gerne noch beweglicher, nichtsdestotrotz ist er auch in der Verteidigung eine Bank.

Dass er nicht gleich von Beginn an voll eingeschlagen hat, sondern sich stetig weiterentwickelte, findet er gut. Sein Ziel ist es, mit 29, 30 Jahren international auf Topniveau zu sein. Von daher strebt er schon bald den nächsten Schritt an, sich bei einer Spitzenmannschaft in der Bundesliga durchzusetzen. Sein Vertrag bei Wetzlar läuft bis 2024, er könnte allerdings schon im kommenden Jahr wechseln.

„Ich schaue, was passiert, bin ganz ruhig“, sagt Rubin. Hilft ihm jemand dabei? „Ja, Andy Schmid. Er kümmert sich sehr gut um mich, hat mir schon bei den Verträgen in Wetzlar geholfen. Er ist mein erster Ansprechpartner zusammen mit meinem Vater, der auch Erfahrungen im Ausland gesammelt hat. Von daher bin ich diesbezüglich gut aufgestellt.“

Das ist jedoch Zukunftsmusik. Vorerst liegt sein Fokus darauf, am Sonntag in Winterthur mitzuhelfen, die Wende gegen Portugal noch zu schaffen und den Traum von der WM-Teilnahme im kommenden Jahr in Schweden und Polen aufrechtzuerhalten. Im Hinspiel in Guimarães unterstrich er seine mentalen Fortschritte. Trotz nur einem Tor in den ersten vier Abschlüssen war er am Ende mit sieben Treffern der erfolgreichste Werfer im Schweizer Team. Allerdings braucht es auch von ihm noch mehr, um die grosse Hypothek wettzumachen.

(text:sda/bild:sda)