Leise Enttäuschung für Killian Peier
Die Schweizer Skispringer überzeugen zum Auftakt der Vierschanzentournee in Oberstdorf als Mannschaft. Der Sieger der ersten Etappe des Klassikers heisst Ryoyu Kobayashi.
Killian Peier, die klare Nummer 1 im Team, ist mit Platz 14 bloss drittbester Schweizer. Für eine solche Ansage vor dem Wettkampf wäre man wohl für verrückt erklärt worden. Doch Simon Amman (13.) und Gregor Deschwanden (10.) zeigten einen starken Wettkampf und schnitten um ein paar Punkte besser ab als der WM-Dritte von 2019, der nach einem Kreuzbandriss mit fünf Top-Klassierungen in dieser Saison zurückgekehrt war.
Die beiden Routiniers profitierten bei diesem Coup nicht etwa von vorteilhaften Bedingungen, sondern sie zeigten schlicht starke Sprünge. Ammann riss im Auslauf gleich zweimal die Arme hoch und Deschwanden jubelte nach seinem ersten Flug, der ihm sogar den 8. Zwischenrang eintrug. Diskussionen um eine allfällige Olympiaselektion sind endgültig vom Tisch.
Das tolle Mannschafts-Resultat beinhaltet aber auch eine Enttäuschung. Peier, zuletzt zweimal Vierter in Engelberg und Top-Ten-Angehöriger im Gesamtweltcup, blieb unter den Erwartungen. Da ausgerechnet die Top-Springer im zweiten Durchgang die besten Bedingungen erwischten, ist der Rückstand des Waadtländers im Gesamtklassement schon sehr gross. Das Handicap auf das Tour-Podest beträgt umgerechnet 23 m.
Den Sieg sicherte sich der Japaner Ryoyu Kobayashi vor dem Norweger Halvor Egner Granerud und dessen Landsmann Robert Johansson – neu ohne Schnauz. Der Weltcup-Leader und Lokalmatador Karl Geiger hielt mit einem 5. Rang die Hoffnungen auf den ersten deutschen Gesamtsieg beim Schanzenspektakel 20 Jahre nach Sven Hannawald am Leben. Kobayashi nutzte den nachlassenden Rückenwind für die Tagesbestweite von 141 m samt Telemark-Landung. Der Japaner gewann die Tournee über den Jahreswechsel 2018/19 mit vier Siegen. Den Grand Slam hatte Hannawald vor 20 Jahren als Erster geschafft. 2018 flog bereits Kamil Stoch beim Abschluss in Bischofshofen den vierten Tagessieg ein.
Einen bitteren Abend erlebten die Polen, die vor einem Jahr noch gross aufgetrumpft hatten und mit Stoch den Gesamtsieger stellten. Der Titelverteidiger verpasste den Finaldurchgang, Dawid Kubacki war als 28. der Beste seiner Equipe. In der Defensive befinden sich auch die Österreicher. Daniel Huber (8.) und Stefan Kraft (12.), der gegen Deschwanden das K.o.-Duell verlor, liegen mit Blick auf das Gesamtklassement stärker im Hintertreffen, als dies die Klassierungen suggerieren.
(text:sda/bild:sda)