Kiew wirft Moskau Angriff auf Helfer vor – Nacht im Überblick
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Russland eines gezielten Angriffs auf Rettungskräfte in der ostukrainischen Stadt Pokrowsk am Montag bezichtigt. Die Zahl der Toten stieg inzwischen auf 9 an, 82 weitere Personen wurden verletzt, wie Selenskyj in seiner Videoansprache am Dienstagabend mitteilte. Der Präsident kündigte für den 23. August das diesjährige Treffen der Internationalen Krim-Plattform an. In der Nacht zum Mittwoch flogen wieder Drohnen auf Moskau. Polen kündigte unterdessen die Verstärkung seiner Grenze zum Nachbarland Belarus an.
Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine dauert inzwischen mehr als 17 Monate. Immer wieder haben russische Truppen in der Zeit auch zivile Objekte, Städte und Ortschaften beschossen. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte (UNCHR) schätzte Ende Juli die Zahl der ukrainischen zivilen Todesopfer seit Beginn der russischen Invasion auf mehr als 9300 ein. Die tatsächliche Zahl dürfte höher liegen.
Selenskyj verurteilt russischen Angriff auf Rettungskräfte
Nach dem doppelten Raketenschlag gegen die ostukrainische Stadt Pokrowsk hat Präsident Selenskyj Russland einen gezielten Angriff auf Rettungskräfte vorgeworfen. „Es war eine bewusste Entscheidung der Terroristen, möglichst viel Schmerz und Schaden anzurichten“, sagte Selenskyj in seiner abendlichen Videobotschaft auf seinem Telegram-Kanal am Dienstag. Nach Angaben örtlicher Behörden waren am Montagabend im Abstand von 40 Minuten zwei Iskander-Raketen in der Innenstadt eingeschlagen.
Der zweite Einschlag soll dabei erfolgt sein, als die ukrainischen Ersthelfer bereits mit den Rettungsarbeiten begonnen haben. Unter den Opfern seien demnach auch Sicherheits- und Rettungskräfte, die nach der ersten Attacke zu Hilfe geeilt waren. Nach Angaben des Präsidenten wurden insgesamt 9 Menschen getötet und 82 verletzt.
Treffen der Internationalen Krim-Plattform am 23. August angekündigt
Selenskyj kündigte bei seiner Abendansprache auch das diesjährige Treffen der Internationalen Krim-Plattform für den 23. August an. Die Plattform war 2021 vom ukrainischen Aussenministerium ins Leben gerufen worden, um die Einverleibung der Schwarzmeer-Halbinsel durch Russland nach Möglichkeit auf diplomatischem Weg rückgängig zu machen. Die Aktion wird von weit über 40 Staaten unterstützt, zudem sind auch Nato, EU und die G7-Staaten beteiligt.
Moskau: Erneut feindlicher Drohnenangriff abgewehrt
Die russische Hauptstadt Moskau ist nach Angaben von Bürgermeister Sergej Sobjanin erneut Ziel eines versuchten feindlichen Drohnenangriffs geworden. Zwei Drohnen seien von der Luftabwehr abgeschossen worden, teilte Sobjanin am Mittwochmorgen in seinem Blog im Nachrichtendienst Telegram mit. Nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums gab es weder Verletzte noch Schäden. Das Ministerium in Moskau machte das „Kiewer Regime“ für die Attacken verantwortlich. Die Millionenmetropole war bereits mehrfach Ziel von Drohnenangriffen. Zuletzt war dies Ende Juli/Anfang August der Fall, dabei war im Wolkenkratzerviertel Moskwa City auch die Fassade eines Glasturms getroffen worden. Die Angriffe stehen allerdings in keinem Verhältnis stehen zu den massenhaften Attacken Russlands in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine. Moskau beschiesst auch die Hauptstadt Kiew immer wieder mit Drohnen, Raketen und Marschflugkörpern.
Polen verstärkt Bewachung der Grenze zu Belarus mit mehr Soldaten
Zur Verstärkung des Grenzschutzes verlegt Polen weitere Soldaten an seine Grenze zum Nachbarland Belarus. Verteidigungsminister Mariusz Blaszczak habe ein entsprechendes Gesuch des Grenzschutzes bewilligt, teilte das Ministerium am Dienstag der Nachrichtenagentur PAP mit. Das Verteidigungsministerium machte keine Angaben dazu, wie viele Soldaten zur Verstärkung der Grenze abgeordnet werden sollen. Der Grenzschutz hatte am Montag um 1000 weitere Männer und Frauen gebeten. Polen ist ähnlich wie Litauen wegen der Aktivitäten russischer Wagner-Söldner in Belarus besorgt.
Das EU- und Nato-Mitglied Polen hat eine 418 Kilometer lange Grenze zu Belarus. 2021 war die Situation dort eskaliert: Tausende Menschen versuchten, illegal in die EU zu gelangen. Die Europäische Union beschuldigte den belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko, in organisierter Form Migranten aus Krisenregionen an die EU-Aussengrenze gebracht zu haben, um Druck auf den Westen auszuüben.
An der polnischen Ostgrenze zu Belarus, die auch Aussengrenze von EU und Nato ist, sind nach früheren Angaben bereits 5000 Grenzschützer und 2000 Soldaten eingesetzt. Sie sollen zudem Hilfe von 500 Polizisten bekommen.
Was am Mittwoch wichtig wird
Im Osten und Süden der Ukraine läuft die Gegenoffensive zur Rückeroberung besetzter Gebiete weiter.
(text&bild:sda keystone)