Keine Hinweise auf Gewässerverschmutzung durch Altlasten in Mitholz
Im Berner Kandertal, wo es in den letzten Jahren zu Fischsterben beim Blausee kam, überwacht nun ein Messsystem das Grundwasser. Bei den Arbeiten zu diesem System fand ein unabhängiger Gutachter keinen Hinweis auf Gewässerverschmutzungen durch Altlasten.
Der Gutachter ist allerdings auch der Auffassung, auf die Fragen zu einem potenziellen Schadstofftransport im Grundwasser liessen sich „keine einfachen und eindeutigen Antworten geben“. Das geht aus einer Mitteilung der Teilnehmer von neun Rundtischgesprächen zum Grundwasser im oberen Kandertal vom Freitag hervor.
Auf Grund der hydrogeologischen Untersuchungen allein könnten die Ursachen oder die Ursache der Fischsterben der Blausee AG der letzten Jahre nicht erklärt werden, heisst es in der Mitteilung weiter. Es habe an aktuellen und regelmässigen, aussagekräftigen Messwerten gefehlt.
Um künftig belastbare Messwerte zur Verfügung zu haben, sei das Überwachungssystem eingerichtet worden. Es erfasst ausser das Grundwasser auch den Fluss Kander und beruht auf einem hydrogeologischen Modell und dem Gutachten. Das System besteht aus 23 Messstellen mit rund 50 Sensoren.
Die Rundtischgesprächen waren im November 2020 gestartet worden. Dies auf Initiative der Regierungsstatthalterin von Frutigen BE und der Gemeinden Kandergrund und Kandersteg. Ziel war, die Auswirkungen von bestehenden Anlagen sowie von künftigen Bauvorhaben auf das Grundwasser im oberen Kandertal zu klären.
Auch sollten die verschiedenen Interessen aufeinander abgestimmt werden. Die Rundtischgespräche sind nun abgeschlossen. Wegen des ehemaligen Armee-Munitionslagers Mitholz und dessen geplanter Räumung nahm auch das VBS an den Gesprächen teil.
Das Bundesamt für Verkehr, der Kanton Bern, die BLS, die Blausee AG und die Steinbruch+Hartschotterwerk Blausee-Mitholz AG des Baustoffunternehmens Vigier waren ebenfalls vertreten. Die Expertise stammt von einem Zürcher Geologiebüro.
Nicht dabei an der letzten Sitzung der Rundtischgespräche war die Blausee AG. Sie trägt laut Mitteilung die unabhängige Expertise nicht mit. Damit fehle die vereinbarte Einstimmigkeit für eine Veröffentlichung des Gutachtens, heisst es in der Mitteilung.
An der technischen Leitung des neu eingerichteten Gewässermonitorings beteiligt sich die Blausee AG aber.
Dieses Unternehmen vermutet, dass illegale Ablagerungen von Material auf dem Mitholzer Steinbruch zu den Fischsterben führten – etwa Gleisschotter aus dem Lötschberg-Scheiteltunnel, der derzeit saniert wird. Das Baustoffunternehmen Vigier schloss schon im vergangenen Jahr einen Zusammenhang zwischen dem Wasserausfluss aus dem Steinbruch und den Fischsterben aus.
Die Blausee AG widersprach damals vehement. Nicht die Ablagerungen im Süden des Steinbruchs, sondern der Abbau in der Grube Nord sei während Jahren zu tief erfolgt und habe zu einem offenen Grundwassersee geführt. Dorthin seien nachweislich Trübstoffe und an sie gebundene Schadstoffe der illegalen Ablagerungen gelangt.
Die Fischsterben seien ab 2018 mit dem offenen Grundwassersee im Nordgebiet aufgetreten und ab Juli 2020 ausgeblieben, nachdem Änderungen im Steinbruch vorgenommen worden seien. Ausserdem seien im Gleisaushub und in den toten Fischen identische Schadstoffe gefunden worden. In dieser Affäre wurden mehrere Strafanzeigen eingereicht.
(text:sda/bild:unsplash)