25 Juni 2024

Genossenschaftswohnungen statt Einschränkungen bei Zweitwohnungen

Luzern und Paris schränken die kurzfristige Vermietung von Wohnungen an Touristen ein, in Lissabon gibt es Steuervergünstigungen für die langfristige Vermietung an Einheimische und Sondersteuer für Ferienvermieter und Barcelona will ab 2029 Ferienwohnungen gleich ganz verbieten: Europäische Tourismusdestinationen kämpfen gegen Wohnungsmangel.

Davon bleibt auch das Lauterbrunnental nicht verschont. Auch hier ist bezahlbarer Wohnraum für Einheimische und Saisoniers knapp. Anders als in Paris, Barcelona und Luzern steht aber eine Einschränkung bei den Zweitwohnungen nicht im Fokus. Solche werden aktuell auch in den Bödeligemeinden diskutiert. Die Ausgangslage im Lauterbrunnental sei eine ganz andere, erklärt der Gemeindepräsident Karl Näpflin. Die Bödeligemeinden seien im Begriff, einen Zweitwohnungsanteil von 20 Prozent zu erreichen und damit unter das Zweitwohnungsgesetz zu fallen. In Lauterbrunnen liege der Zweitwohnungsanteil bei rund 64 Prozent. Ausserdem sei die Vermietung von Ferienwohnungen ein wichtiger und lukrativer Wirtschaftszweig.

Stattdessen setzt die eigens für Massnahmen gegen die Wohnungsnot eingesetzte Arbeitsgruppe auf Genossenschaftsbau und den Um- und Ausbau von gemeindeeigenen Liegenschaften.

Für den Genossenschaftsbau seien Parzellen in allen sechs Gemeindebezirken geprüft worden, so Näpflin. Die beiden grössten geeigneten Bauparzellen seien im Talboden gelegen, die Gemeinde sei dort mit den Grundeigentümern im Gespräch. Man erhoffe sich, dass bei der grösseren der beiden Parzellen Genossenschaftswohnungen im preiswerten Segment entstehen könnten. Die Nachfrage sei auf jeden Fall vorhanden, so Näpflin. Auch bei den gemeindeeigenen Liegenschaften sei man nicht untätig gewesen: So sind beispielsweise auch in den alten Schulhäusern in Mürren und Gimmelwald Wohnungen entstanden.

Ein Augenmerk liege auch auf dem Verdichten: Die Zeit des Einfamilienhäuschendenkens sei vorbei, so Näpflin.

Ob die Lauterbrunner Massnahmen reichen, oder doch ein Umdenken bei den Ferienwohnungen stattfinden muss, damit die Dörfer des Lauterbrunnentals nicht über kurz oder lang an Wohnraummangel und hohen Mieten zugrunde gehen, werden wohl die nächsten Jahre zeigen.

(text:csc/bild:pixabay)