Gedenkanlass für ungelösten Mordfall in Thun
Ein verjährtes Tötungsdelikt, ein ungelöster Kriminalfall in Thun und kein Gedenkanlass, jedoch an Beat Gyger erinnern, der mittlerweile 64 Jahre alt wäre: Am 9. Juni 2023 jährt sich der Todestag von Beat Gyger zum 50. Mal. Am Pfingstsamstag, 9. Juni 1973 wurde er letztmals auf dem «Budeler» (Chilbi) gesehen und in den späten Abendstunden geschah das Tötungsdelikt am damals 14-Jährigen. Am Morgen darauf fanden zwei Reiterinnen seinen Leichnam. Die Täterschaft hatte ihn im Lindenbachgraben bei Schwarzenburg entsorgt, 19 Kilometer entfernt von Beat Gygers Daheim. Der Jugendliche wollte aus dem Kreis jener Männer aussteigen, die sich mit Pubertierenden und teilweise auch mit jüngeren Kindern trafen, und verlor stattdessen sein Leben. Ein Ereignis, das Thun damals erschütterte und an das sich heute noch viele Menschen erinnern.
Die Autorin Franziska Streun («Mordfall Gyger – eine Spurensuche» und «unlebbar», Zytglogge Verlag) wird in der Gesprächsrunde mit Beats Bruder Bernhard Gyger, Manfred Rohrbach, der damals als Jugendlicher die Leiche von Beat sah, und Theater-Regisseur Ueli Bichsel reden – einerseits über Erinnerungen an Beat, andererseits über künstlerische Projekte wider das Vergessen und das Heute, indem die aktuellen, im Vergleich zu damals beschränkten Ermittlungsmöglichkeiten angesprochen werden.
Wie geht es Beats Bruder? Was ist mit dem Vater, der von einigen Personen noch immer als Täter vermutet wird? Welche Erlebnisse von damals sind unvergesslich? Soll eine Autorin, ein Autor solche Tötungsdelikte literarisch verarbeiten? Oder sie besser in einen unterhaltsamen Krimi umwandeln? Darf ein Theaterstück über Gewaltdelikte realisiert werden? Wie ermittelt die Polizei heute? Welche Möglichkeiten hat die Staatsanwaltschaft? Wo stossen Ermittelnde an Grenzen? Ist die Verjährung bei solchen Verbrechen angebracht? Diese und andere Fragen rücken im Austausch mit dem Publikum in den Fokus – und «La nuit du 12» rundet den Anlass ab. Die Verfilmung eines ungelösten Falles und den Folgen für das Morddezernats hat an den Césars sechs Preise erhalten.