Familie stürzt sich in Montreux vom Balkon in den Tod
Vier Mitglieder einer Familie sind am Donnerstag in Montreux beim Sturz aus dem siebten Stock einer Wohnung ums Leben gekommen. Ein Jugendlicher überlebte. Zum Drama kam es offenbar wegen einer Auseinandersetzung mit den Behörden um eine Schulangelegenheit.
Nach bisherigen Erkenntnissen handle es sich bei den fünf Personen um Mitglieder derselben Familie mit französischer Staatsangehörigkeit, teilte die Kantonspolizei Waadt am Donnerstag mit. Der 40-jährige Vater, die 41-jährige Mutter, deren Zwillingsschwester und die achtjährige Tochter des Ehepaars kamen ums Leben. Der 15-jährige Sohn wurde in ernstem Zustand in ein Spital eingeliefert.
Die Leichen wurden gegen 07.00 Uhr am Fusse eines Gebäudes im Stadtzentrum in der Nähe des Casinos aufgefunden. Ein Zeuge hatte die Alarmzentrale der Polizei über den Vorfall alarmiert.
Nach ersten Ermittlungen hatten sich unmittelbar vor dem Drama zwei Polizisten in die Wohnung in der Rue du Casino begeben, um einen vom Oberamt ausgestellten Vorführungsbefehl im Zusammenhang mit der Heimbeschulung eines Kindes zu vollstrecken. Die Vorladung betraf den Vater, einen 40-jährigen Franzosen, der in dieser Wohnung wohnte.
Die Gendarmen klopften an die Tür und hörten eine Stimme, die sie fragte, wer da sei. Nachdem sie sich angekündigt hatten, hörten die Polizisten in der Wohnung keine Geräusche mehr. Da sie keinen Kontakt zu den möglichen Bewohnern aufnehmen konnten, verliessen sie die Wohnung. In der Zwischenzeit rief ein Zeuge die Polizei an und berichtete, dass Menschen vom Balkon einer Wohnung gestürzt seien.
Wie sich das Drama genau abgespielt hat, ist Gegenstand der Ermittlungen. So war zunächst unklar, ob sich alle Personen absichtlich in die Tiefe gestürzt haben. Die Staatsanwaltschaft hat eine Untersuchung eingeleitet, um die Umstände und Gründe des Vorfalls zu klären.
Nach dem Stand der bisherigen Ermittlungen kann nach Polizeiangaben ausgeschlossen werden, dass sich zum Zeitpunkt des Geschehens noch eine weitere Person in der Wohnung befunden hat.
Jean-Christophe Sauterel, Kommunikationsverantwortlicher der Waadtländer Kantonspolizei, sagte an einer Medienkonferenz vor Ort, dass die Familie einer Vorladung im Zusammenhang mit dem Heimunterricht nicht Folge geleistet habe. Deshalb hätten Polizisten die Familie in ihrer Wohnung aufgesucht. Es sei jedoch unmöglich gewesen, „sich eine so dramatische Tat vorzustellen“, sagte der Polizeisprecher weiter.
Abgesehen von diesem Verfahren habe die Polizei keine Kenntnisse von Problemen innerhalb der Familie gehabt. Die Familie sei weder der Polizei noch der Justiz bekannt gewesen, fügte Sauterel hinzu.
Die Polizei war mit einem Grossaufgebot am Einsatzort. Sie riegelte den Schauplatz des Dramas weiträumig ab und errichtete mehrere weisse Zelte. Die Kriminalpolizei stand insbesondere in der Wohnung der Opfer im Einsatz, um Beweismittel und Spuren zu sichern.
Mehrere Sanitäter und Feuerwehrleute wurden ebenfalls an den Ort des Geschehens gerufen. Laut einem Augenzeugen lagen die Toten ohne Schuhe auf dem Boden. Gegen Mittag verliessen Leichenwagen den Tatort.
(text:sda/bild:unsplash – symbolbild)