26 März 2022

Erste Niederlage unter Yakin

Die Schweiz verliert erstmals unter Nationalcoach Murat Yakin. In London unterliegt sie England in einem Test nach einer 1:0-Führung durch Breel Embolo und einem späten Penalty von Harry Kane 1:2.

Nach dem achten Spiel ist die Ungeschlagenheit von Murat Yakin zu Ende. Dieses 1:2 gegen den EM-Zweiten ist kein Unglück. Aber es war vermeidbar gegen einen Gegner, der nicht in Bestbesetzung angetreten ist.

Dem ersten Gegentor ging ein Fehlpass von Innenverteidiger Fabian Frei voraus (45.). Vor dem Siegtor der Engländer flog der Ball Steven Zuber nach einem Kopfball von Englands Verteidiger Marc Guéhi (78.) unglücklich an den Arm. Nach Intervention des VAR gab der schwedische Schiedsrichter Andreas Ekberg zu Recht den fälligen Penalty.

Die Schweizer zeigten ein ordentliches Spiel. Sie waren vorab in der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit besser. Sie gerieten während der gesamten 90 Minuten nie nachhaltig unter Druck. Aber sie bauten nach der Pause auch ab und waren in der zweiten Hälfte in der Offensive kaum noch gefährlich.

Aber der Reihen nach: Das Spiel brauchte ein bisschen, bis es Fahrt aufnehmen konnte. Ein Schuss von Conor Gallagher lenkte Silvan Widmer in der 14. Minute in Corner. Mehr war da nicht in der Startphase. Die Schweizer hielten sich in der Offensive vorerst gänzlich zurück.

Doch als Rückkehrer und Captain Granit Xhaka in seinem ersten Spiel unter Yakin in der 22. Minute Englands Keeper Jordan Pickford mit einem Flachschuss aus rund 25 Metern zu einer ersten Parade zwang, war das der Auftakt zu einer bemerkenswerten Schweizer Viertelstunde.

Gekrönt wurde diese Phase mit dem Führungstor durch Breel Embolo, nur wenige Sekunden nach Xhakas Abschluss. Xherdan Shaqiri hatte geflankt und Embolo lief im Rücken von Verteidiger Ben White in den freien Raum und lenkte den Ball mit dem Kopf in die entfernte Ecke.

In der Folge standen die Schweizer dem zweiten Tor mehrmals nahe. Etwa als Pickford nach einem Corner Shaqiris die Direktabnahme von Fabian Frei an die Latte lenkte (25.). Oder als Shaqiri den nächsten Corner gleich selbst an den Pfosten schoss, ehe Pickford den folgenden Weitschuss von Ricardo Rodriguez abwehrte (38.).

Es waren die Minuten, in denen die Schweizer so überzeugend effizient in die freien Räume vordrangen, wie sie dies schon im letzten November in der WM-Qualifikation in Italien getan hatten. Was fehlte, auch dies eine Parallele zum damaligen, ungleich wichtigeren Spiel, war ein weiteres Tor und der Ausbau der Führung.

Ärgerlich war für die Schweizer dann umso mehr, dass es nicht einmal mit der knappen Führung in die Pause ging. Weil Fabian Frei aus der Abwehr heraus einen Fehlpass schlug, und Gallagher den aufgerückten Luke Shaw bediente, stand es nach 45 Minuten 1:1 – und nicht 1:0 oder 2:0 für die Schweiz.

Trotzdem: Was die Schweizer vor der Pause zeigten, das ist der Fussball, den Yakin von seiner Mannschaft fordert. Die Schweizer sind unter ihm optisch weniger dominant als noch unter Vorgänger Vladimir Petkovic. Aber sie spielen zielstrebigen, schnellen Fussball, mit Spielern wie Embolo und Ruben Vargas, welche für dieses Spiel gemacht sind.

Die Schweizer enttäuschten also alles in allem trotz Niederlage nicht. Zur Analyse gehört aber eben auch, dass die Engländer in dieser Zusammensetzung noch nie gespielt haben. Fünf Akteure aus ihrer Startformation haben noch keine zehn Länderspiele absolviert.

Auf dem Platz standen so nicht nur Stars von Manchester City, Liverpool oder Chelsea, sondern eben auch die Debütanten Guéhi von Crystal Palace und Kyle Walker-Peters von Southampton oder Innenverteidiger Conor Coady von den Wolverhampton Wanderers.

Das Publikum im ausverkauften Wembley hatte aber auch so seine Freude. Nach einer Stunde vertrieben sich die Zuschauer mit der Welle die Zeit. Die Fans intonierten die Nationalhymne. Länderspieltag ist in London Freudentag. Umso mehr nach Kanes Siegestor.

Und den Schweizern blieb die Erkenntnis, dass man dem WM-Zweiten auf Augenhöhe begegnete, aber auch dies nicht zum ersten Erfolg gegen England seit über 40 Jahren reichte. Am Ende stand vielmehr die fünfte Niederlage am Stück gegen diesen Gegner zu Buche.

(text:sda/bild:sda)