Der Berner Sascha Lehmann ist Lead-Europameister, der Thuner Jonas Utelli wird 4.
In einem packenden Finale bis zum letzten Athleten kürt sich Sascha Lehmann in Villars-sur-Ollon am Samstagabend zum Lead-Europameister 2024. Mit Jonas Utelli schaffte es ein zweiter Schweizer sensationell unter die besten acht Athleten und beendete den Wettkampf auf dem starken vierten Rang.
Es war eine unangenehme Route, die die acht Finalisten am Samstagabend um kurz nach 21 Uhr im Scheinwerferlicht zu toppen versuchten. Zu Beginn wartete eine Hangelpassage, bei der die Füsse nicht eingesetzt werden konnten. Danach folgten ein paar rutschige Griffe, die fast keinen Grip hatten. Das beste Rezept für diese herausfordernden Stellen fand an diesem Abend Sascha Lehmann. «Die Route war unangenehm, aber ich kam gut durch die heiklen Passagen hindurch und fand im oberen Teil der Route meinen Rhythmus. Ich konnte das an die Wand bringen, worin ich stark bin, konnte alles rausholen und dass es am Schluss so zusammengepasst hat, ist wunderschön», freute sich der frischgekürte Europameister im Leadklettern mit glänzenden Augen.
Der 25-jährige Berner musste sich allerdings bis zum allerletzten Athleten des Abends gedulden, ehe er sich vom Team und dem Heimpublikum feiern lassen konnte. Sam Avezou (FRA), der am Samstag zu EM-Gold im Bouldern geklettert war, hatte als Einziger noch die Möglichkeit, an Lehmann vorbeizuklettern. «Ich hatte schon damit gerechnet, dass Sam den Sieg nach Hause holt oder zumindest wie ich zum Schlusssprung kommt. Er sah sehr solide aus auf den Leisten. Ich war dann schon fast etwas überrascht, dass es für mich gereicht hatte.»
«Dass ich nun diesen Titel feiern kann, ist unglaublich.»
Der Sieg in Villars-sur-Ollon fühlt sich auch gerade deshalb so schön an, weil der 25-jährige Berner nach seiner Teilnahme an den Olympischen Spielen in Paris insbesondere im Kopf sehr müde war. «Ich wusste nicht, ob ich an der Wand noch alles auf einen Nenner bringen kann. Aber ich wusste, dass die Form stimmt. Denn diese verschwindet ja nicht innerhalb von zwei Wochen. Dass ich nun diesen Titel feiern kann, ist unglaublich.»
Mit Jonas Utelli schaffte ein zweiter Schweizer den Finaleinzug in Villars-sur-Ollon. «Ich war noch selten so nervös vor einer Route», meinte Utelli nach seinem Finaldurchgang. «Es hatte so viele riskante Stellen drin und ich wäre gerne noch etwas weitergekommen.» Nach seinem ersten Weltcup-Finale diese Saison in Innsbruck ist der heutige vierte Schlussrang eine weitere Bestätigung der starken Form des erst 20-jährigen Thuners.
(Noch) keine Zeit zum Feiern
Am Sonntag steht mit dem Finale des olympischen Formats «Boulder&Lead» der letzte Wettkampf dieser Europameisterschaft auf dem Programm. Sascha Lehmann und Jonas Utelli haben beide den Sprung unter die besten acht Kombinierer geschafft und klettern morgen nochmals um die letzten Medaillen. «Das Feiern verschieben wir auf morgen Abend. Einen Tag können wir schon noch warten», schmunzelte Lehmann.
(text:pd&awe/bild:symbolbild/archiv)