Déjà-Vu: Wieder Brasilien, wieder Serbien
Die Schweiz erlebt an der WM-Endrunde in Katar ein Déjà-vu: Sie trifft in der Gruppe G der Reihe nach auf Kamerun, Rekordweltmeister Brasilien und Serbien. Gegen Brasilien und Serbien spielte die Schweiz bereits an der WM vor vier Jahren in Russland.
Pierluigi Tami, der Direktor der Nationalmannschaft, sagte, was er in einem solchen Moment sagen musste. „Unser Ziel ist es, die Gruppenphase zu überstehen, egal wie die Gegner heissen.“ Doch gedacht hat er vielleicht dies: Wäre das Ziel nicht einfacher zu erreichen gewesen in der Gruppe A mit Katar, Ecuador und Senegal? Oder in der Gruppe F mit Belgien, Marokko und Kanada?
Doch so wie der deutsche WM-Rekordspieler Lothar Matthäus die Kugeln aus dem Topf fischte, wurde es die Gruppe G. Und das bedeutet: wieder Brasilien. Und wieder Serbien. Vor allem wieder Serbien. Der fünffache Weltmeister Brasilien, klar, der grosse Favorit und das Team um Superstar Neymar. Aber im Topf 1 waren ausser Gastgeber Katar fast nur (Mit-)Favoriten auf den Titel. Doch Serbien aus Topf 3, das wollte eigentlich keiner.
Natürlich, wegen der Doppeladler-Affäre rund um das WM-Spiel 2018 gegen die Auswahl vom Balkan. Deswegen erwartet die Schweiz nun am Freitag, 2. Dezember, zum Abschluss der Vorrunde ein wohl hochemotionales Spiel. Aber selbst wenn die Doppeladler 2022 (hoffentlich) nicht mehr fliegen, so sind die Serben doch eine sehr hohe Hürde. Höher wohl als jede andere aus diesem Topf.
Denn Serbien ist mutmasslich stärker als vor vier Jahren, als die Schweiz in Kaliningrad dank den Toren von Granit Xhaka und Xherdan Shaqiri das Spiel nach der Pause wendete und in der letzten Minute noch 2:1 gewann. Serbien, das ist 2022 die Mannschaft, die in der Qualifikation Gruppensieger wurde dank einem Auswärtssieg im letzten Spiel gegen Portugal und Cristiano Ronaldo. Es ist die Mannschaft des Topskorers Dusan Vlahovic von Juventus Turin und des Strategen Sergej Milinkovic-Savic von Lazio Rom. Die beiden haben zusammen einen geschätzten Marktwert von über 150 Millionen Euro.
Gegen Neymars Brasilien im zweiten Spiel und gegen Serbien mit Vlahovic und Milinkovic-Savic zum Abschluss der Vorrunde: Um zum fünften Mal in Folge bei einem Turnier die Gruppenphase zu überstehen, muss die Schweiz ihr bestes Niveau erreichen. Doch wer sich auf Kosten des Europameisters Italien für die WM qualifiziert hat, darf durchaus auch optimistisch sein. Und so sagte Nationaltrainer Murat Yakin: „Erneut gegen Brasilien und Serbien zu spielen ist sicher speziell. Aber wir sind ebenbürtig. Wir werden gefordert sein, aber wir werden es diesen Gegnern schwer machen.“
Die Schweizer starten gegen Kamerun ins Turnier. Die Westafrikaner sind nicht mehr das Vorzeigeteam des Kontinents wie noch vor 30, 40 Jahren, als sie 1990 als erste Mannschaft Afrikas in einen WM-Viertelfinal vorstiessen. Vor 20 Jahren hat Kamerun an einer WM letztmals einen Punkt gewonnen, die Endrunde 2018 wurde sogar frühzeitig verpasst.
Doch zuletzt zeigten sich die „Lions Indomptables“ wieder häufiger unzähmbar. Beim Afrika-Cup im eigenen Land erreichten die Löwen im Februar immerhin die Halbfinals und in der letzten Runde der WM-Qualifikation setzten sie sich dank einer dramatischen Schlussphase im Rückspiel gegen das höher eingestufte Algerien durch. Und womöglich läuft den Schweizern beim WM-Auftakt ein Bekannter aus der Super League über den Weg. Zum Kader Kameruns gehört YB-Offensivspieler Nicolas Moumi Ngamaleu.
Dieses Startspiel findet am Donnerstag, 24. November, statt. Das ist insofern ein Vorteil für die Schweiz, als sie drei Tage mehr Zeit für die Vorbereitung hat als andere Teams. Die WM beginnt am Montag, 21. November, und damit nur acht Tage nach den letzten Meisterschaftsspielen in den europäischen Ligen. Die drei zusätzlichen Tage geben der Schweiz die Möglichkeit, im trocken-warmen Klima von Katar noch ein Testspiel zu absolvieren.
Die exakten Anspielzeiten sowie die Stadien, in denen gespielt wird, sind noch nicht bekannt. Den detaillierten Spielplan legt die FIFA zu einem späteren Zeitpunkt fest. Bekannt ist erst dies: Das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador findet am 21. Dezember um 11.00 Uhr (Schweizer Zeit) statt.
(text&bild:sda)