Hochrechnung: Biodiversitätsinitiative wird mit 63 Prozent Nein verworfen
In der Schweiz gibt es weder strengere Anforderungen noch zusätzliche Anstrengungen für die Förderung der biologischen Artenvielfalt. Die Biodiversitätsinitiative wird gemäss der Hochrechnung von gfs.bern im Auftrag der SRG mit 63 Prozent Nein abgelehnt.
Jene, die an die Urnen gegangen seien, hätten das Problem der Biodiversität als nicht so dringlich erachtet, sagte Lukas Golder vom Forschungsinstitut gfs.bern am Sonntag im Schweizer Fernsehen SRF. Der Fehlerbereich der Hochrechnung liegt bei plus-minus 2 Prozentpunkten.
Die Kantone Glarus und Nidwalden, die ihre Stimmen bereits ausgezählt haben, sagen Nein, Glarus mit 66 und Nidwalden mit 76 Prozent Nein-Stimmen.
Das Nein zur Biodiversitätsinitiative überrascht nicht. In den jüngsten Abstimmungsumfragen im Auftrag der SRG sowie von Tamedia/“20 Minuten“ waren Nein -Anteile von 51 respektive 56 Prozent erwartet worden. Die Zustimmung nahm im Vergleich zu den davor veröffentlichten Umfragen ab.
Bei der Biodiversitätsförderung bleibt es bei den bisherigen Anstrengungen, mit denen die gesteckten Ziele bisher nicht erreicht worden sind. Dazu zählen Schutzinventare und finanzielle Förderung. Der Bundesrat hätte einen indirekten Gegenvorschlag zur Initiative gewünscht, doch dieser scheiterte im Parlament.
Die Initiative „Für die Zukunft unserer Natur und Landschaft (Biodiversitätsinitiative)“ wollte Bund und Kantone zu mehr Schutz von biologischer Vielfalt, Landschaft und baukulturellem Erbe verpflichten. Sie forderte für die Biodiversität mehr Flächen und mehr öffentliche Gelder. Zahlengrössen wurden nicht genannt.
Die Gegnerschaft argumentierte, dass die zusätzliche Förderung der biologischen Vielfalt die Lebensmittelproduktion stark einschränken würde. 30 Prozent der Landesfläche würden praktisch unantastbar. Diese Zahl sei als Zielgrösse der Initianten eindeutig, auch wenn die Initiative keine Zahlen enthalte.
Auch die Stromproduktion mit erneuerbaren Energien wäre nach Ansicht der Gegnerschaft beeinträchtigt worden, die Wald- und Holzwirtschaft und ebenso die Nutzung von Berggebieten für den Tourismus. Im Nein-Komitee aktiv waren SVP, FDP und Mitte-Partei.
Unter den Slogan „Schützen, was wir brauchen“ stellte das Initiativkomitee seine Kampagne. Eine vielfältige Natur sei Voraussetzung für sauberes Wasser, fruchtbare Böden, die Bestäubung der Pflanzen und gesunde Lebensmittel, machte es geltend.
Schöne und intakte Landschaften gehörten zur Heimat in der Schweiz und hätten auch einen touristischen Nutzen. Die Biodiversität sei bedroht. Es sei dringend, mehr zu tun, als Bund und Kantone planten.
Dass die Artenvielfalt schwindet, hat nach Angaben der Initiantinnen und Initianten mehrere Ursachen: das Entwässern von Feuchtgebieten, Gewässer-Verbauungen, die intensive Bewirtschaftung und Düngung von Böden, invasive Pflanzen und Tiere und zu wenig Ressourcen für die Pflege von Schutzgebieten.
Hinter der Initiative standen rund siebzig nationale und mehr als 350 kantonale Organisationen aus Natur- und Umweltschutz, der Landwirtschaft, Fischerei, der Schweizer Pärke und des Landschaftsschutzes. SP, Grüne und GLP unterstützten die Initiative.
(text:sda/bild:keystone)