13 November 2023

Berner Filmpreise für drei Filme und eine Spezialauszeichnung

Auf Empfehlung der Fachjury zeichnet die Kulturförderung des Kantons Bern mit der Berner Filmförderung dieses Jahr einen Langspielfilm und zwei Dokumentarfilme aus. Zudem ehrt die Jury die Filmschaffende Lucienne Lanaz.

Filmpreis für den Dokumentarfilm “The DNA of Dignity“ von Jan Baumgartner

Der Film «The DNA of Dignity» thematisiert den Balkankrieg der 90er-Jahre, der die Ursache für das Verschwinden Tausender Menschen war. Ihre sterblichen Überreste drohen für immer verschollen zu bleiben. Mit einem einfühlsamen Blick porträtiert Jan Baumgartner Hinterbliebene und Überlebende, die ihre Hoffnungen in Ausgrabungen und in die Arbeit der Wissenschaft setzen. Im Film sehen wir forensische Anthropologinnen und Archäologen, die hochkonzentriert hantieren, um den gefundenen Knochen wieder Gestalt und Identität zu geben. «The DNA of Dignity» wurde national und international an verschiedenen Filmfestivals gezeigt.

Filmpreis für den Dokumentarfilm “Bratsch – Ein Dorf macht Schule“ von Norbert Wiedmer

Im Oberwalliser Dorf Bratsch leben 2015 gerade noch hundert Menschen. Seit der Gemeindefusion mit Gampel unten im Tal steht das Schulhaus leer. Da soll sich etwas ändern. Der Film dokumentiert die Entwicklung und die Veränderungen im Dorf seit der Wiedereröffnung der Schule im Herbst 2016 bis in die Gegenwart. Mit «Bratsch – Ein Dorf macht Schule» ist Norbert Wiedmer ein feinfühliges Porträt über ein aussergewöhnliches Schulprojekt gelungen. Seit über 40 Jahren arbeitet er als unabhängiger Filmschaffender, Kameramann, Cutter und Dozent. Neben internationalen Auszeichnungen wurde er mehrfach mit dem Filmpreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Im Jahr 2000 erhielt Wiedmer den Schweizer Filmpreis für seinen Dokumentarfilm «Schlagen und Abtun».

Filmpreis für den Langspielfilm “Peter K. – Alleine gegen den Staat“ von Laurent Wyss

Der Spielfilm «Peter K. – Alleine gegen den Staat» basiert auf der wahren Geschichte des Bielers Peter K., die vor ein paar Jahren für grosse mediale Aufmerksamkeit sorgte. Nach dem Tod seiner Mutter droht Peter K. die Zwangsräumung des Elternhauses. Er kämpft um sein Heim, um es vor seiner Schwester, der Stadtverwaltung und schliesslich der Polizei zu verteidigen. Seine Theorien und Schriften entwickeln sich zu einer gewalttätigen Realität. Seine wachsende Angst und Einsamkeit bringen Albträume aus der Kindheit hervor, während die Gerichtsverhandlung und auch der Film eine dunkle Familienvergangenheit offenbaren. Der Regisseur Laurent Wyss hat die Schriften von Peter K., die Presseberichte und Gerichtsprotokolle verwendet, um den subjektiven Erzählstil des Films zu entwickeln, der uns K.s verengte Sichtweise erleben lässt. Der Berner Manfred Liechti wurde für die Rolle des Peter K. mit dem Schweizer Filmpreis 2023 als bester Schauspieler ausgezeichnet.

Spezialpreis für die Dokumentarfilmerin Lucienne Lanaz

Die bernjurassische Autorin, Regisseurin und Produzentin Lucienne Lanaz wird für ihr filmisches Schaffen und ihr unermüdliches Engagement ausgezeichnet. Seit vielen Jahren lebt und arbeitet sie in einem Bauernhaus im bernjurassischen Grandval. Lanaz ist in Zürich aufgewachsen und pendelte berufsbedingt viele Jahre zwischen Zürich, Bern und dem Jura. Die Dokumentarfilmerin hat fast alle ihre Filme selber produziert. Über die 70er-Jahre urteilt Lanaz ebenso kritisch wie ihre Kolleginnen. Frauen seien damals einfach nicht beachtet worden, «les femmes, elles n’existent pas». In ihrem Haus in Grandval wurde 1975 der Verein «CH-Filmfrauen» gegründet. Lucienne Lanaz hat insgesamt über 30 Kurz- und Langfilme gedreht, zuletzt 2021 «Gianerica», ein Porträt des Künstlerpaars Erica und Gian Pedretti.

(text:pd/bild:unsplash-symbolbild)