23 Juni 2022

Bauern zufrieden – Umweltschutzorganisationen fordern Nachbesserung

Vor allem Umweltschutzorganisationen und die Grünen fordern Nachbesserungen bei den bundesrätlichen Vorschlägen zur Agrarpolitik der Zukunft. Die Agrarallianz fordert Taten. Der Konsumentenschutz begrüsst die Vorschläge und fordert mehr. Bauernverband und FDP sind weitgehend zufrieden.

Die Gesamtschau mache deutlich, dass wir uns keinen ineffizienten Strukturerhalt mehr leisten könnten, twitterte die FDP. Die Zukunft der Landwirtschaft liege in einer „qualitativ hochstehenden Produktion und einem liberalisierten sowie wettbewerbsfähigen Umfeld“. Stichworte von Bundesrat Guy Parmelins Agrarpolitik der Zukunft sind denn auch „Ernährungssicherheit“ und „Nachhaltigkeit“.

Der Konsumentenschutz begrüsst den Bericht. Der Bundesrat bringe Ordnung und Perspektive in die hochkomplexe politische Situation, heisst es in einer Mitteilung. Allerdings mahnt Geschäftsleiterin Sara Stalder: „Ohne ehrliches und koordiniertes Engagement von Detailhandel, Gastronomie und Lebensmittelindustrie, ist ein breiter Wandel beim Konsumverhalten nicht zu erwarten!“

Langfristige und nachhaltige Kriterien spielten bei der Sortimentsgestaltung leider noch eine sehr untergeordnete Rolle, schreibt der Konsumentenschutz weiter. Dafür seien nachhaltige Produkte heute oft überteuert und unvorteilhaft platziert. Für die Konsumentinnen und Konsumenten sei es ausserdem nicht einfach, nachhaltige Produkte als solche zu erkennen, da es keine einheitliche Nachhaltigkeitskennzeichnung gebe.

„Im Grossen und Ganzen“ biete der Bericht für die Schweizer Landwirtschaft und die Bauernfamilien positive Perspektiven zur künftigen Ausrichtung der nationalen Agrarpolitik, heisst es in einer Mitteilung des Schweizer Bauernverbandes. Aus seiner Sicht muss aber „die hohe Bedeutung einer ausreichenden inländischen Nahrungsmittelproduktion stärker gewichtet werden“.

Die Agrarallianz fordert mehr Klarheit. „Wie diese Vision nun in die Tat umzusetzen ist, bleibt leider schwammig“, schreibt sie in einer Mitteilung. „Mit vereinten Anstrengungen von Politik, Gesellschaft und Marktakteuren“ müsse der Bundesrat „nachbessern“. Der Klimaschutz müsse zudem im Sinne der Klimastrategie des Bundes auch im Landwirtschaftsgesetz verankert werden.

Für Greenpeace, WWF, Pro Natura und Bird Life geht die bundesrätliche „Vision“ zwar „in die richtige Richtung“. Die Strategie bleibe aber „unscharf“. Es bleibe „leider gänzlich offen“, wie sie erreicht werden solle. Die Organisationen schreiben in einer gemeinsamen Mitteilung: „So lassen sich die drängenden Herausforderungen durch die Klima- und Biodiversitätskrise nicht angehen.“

Die Grünen begrüssen „die allgemeine Stossrichtung hin zu einer nachhaltigen Land- und Ernährungswirtschaft“, wie es in einer Mitteilung heisst. Sie vereine die Förderung einer gesunden Ernährung, die soziale Absicherung in der Landwirtschaft sowie umwelt- und tierfreundliche Produktionsgrundsätze in sich.

Allerdings müsse das Parlament „jetzt dranbleiben und die Weichen für die Land- und Ernährungswirtschaft der Zukunft definitiv stellen“ und nicht bis 2030 zuwarten, wie es der Bundesrat nun vorgeschlagen habe. Es brauche „jetzt rasch Reformen für Klima, Umwelt und die soziale Absicherung insbesondere der Bäuerinnen“.

(text:sda/bild:unsplash)