22 November 2021

Berner Zibelemärit: Weniger Zibele, Glühwein nur im Sitzen

In Bern hat am Montagmorgen der traditionsreiche Zibelemärit begonnen. Trotz steigender Corona-Fallzahlen findet das Volksfest in diesem Jahr wieder statt.

Zum Stadtberner Volksfest werden am Montag für Glühwein, Zwiebelkuchen und Konfetti bereits in den frühen Morgenstunden tausende Menschen aus dem ganzen Kanton erwartet. Nach der letztjährigen Absage, bzw. den Ersatz durch die „Zibelewuche“ kann der Zibelemärit heuer wider stattfinden. Dabei halte man sich an die Schutzbestimmungen des Bundes, wie die Stadt Bern mitteilt. Das Schutzkonzept steht aber auch in der Kritik: Es sei zu lasch. Beim Zibelemärit gilt – weil er mehrheitlich draussen stattfindet – weder eine Masken- noch eine Zertifikatspflicht. Letztere wäre auch nicht umsetzbar gewesen, sagt der Stadtberner Sicherheitsdirektor Reto Nause gegenüber Radio BeO. Man könne nicht die ganze Innenstadt zur Zertifikatszone erklären, ausserdem habe es auch während dem Lockdown nie Zertifikate für Marktstände gebraucht.

Schutzkonzepte gibt es allerdings für den Glühwein – alkoholische Getränke dürfen nicht von den Ständen, sondern nur von Restaurants, verkauft werden. Weiter dürfen alkoholische Getränke nur sitzend und nur in Restaurants oder entsprechender Aussenbestuhlung konsumiert werden. Und dort gelte ja eine Zertifikatspflicht, so Nause weiter. Alkoholfreie Getränke sowie Esswaren dürfen aber auch an den Ständen verkauft werden. Man wolle nicht, dass sich Menschentrauben am Nachmittag ausgelassen und feuchtfröhlich zuprosten und dabei vergessen, dass die Schweiz sich mitten in einer Pandemie befindet.

Bei regnerischem Wetter begannen sich die Gassen der Altstadt schon kurz nach 4 Uhr zu beleben, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur Keystone-SDA berichtete. Erste Schaulustige nahmen die Gassen in Beschlag, schlenderten über den Bundesplatz und freuten sich an den kunstvoll geflochtenen Zwiebelzöpfen.

2021 ist das Angebot an Zwiebeln deutlich knapper als gewohnt, denn der regnerische Sommer und der Hagel machte vielen Gemüsebäuerinnen und -bauern zu schaffen. Unter 20 Tonnen Zwiebeln wurden heuer laut Mitteilung der Stadt Bern am Zibelemärit zum Verkauf angeboten. 2019 waren es noch über 50 Tonnen. Ein erster Eindruck zeigt auch, dass wohl weniger Besucherinnen und Besucher in Bern unterwegs sind als in anderen Jahren. Der Stimmung scheint es kaum einen Abbruch zu tun.

Der Zibelemärit geht auf das 19. Jahrhundert zurück. Bauersfrauen aus dem Seeland tauchten mit Zwiebeln auf der Martinimesse in Bern auf. Seit 2011 fungiert der Zibelemärit auf der Liste der lebendigen Traditionen der Schweiz – zusammen mit Anlässen wie der Basler Fasnacht, dem Engadiner Chalandamarz und dem Zürcher Sechseläuten.

(text:cs,sda/bild:zvg/pasqualgraser)