Kreislaufwirtschaft erfordert Wille und vernetztes Denken
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(03:34)
«Kreislaufwirtschaft ist nicht nur Recycling.» Simone Rieder, Co-Leiterin von Rytec Circular, betonte beim Wirtschaftstreffen Berner Oberland im JungfrauPark Interlaken, dass Kreislaufwirtschaft als Business Case und nicht nur als Nachhaltigkeitsprojekt verstanden werden muss. «Erfolgreiche Kreislaufprodukte benötigen das passende Geschäftsmodell», erklärte sie. Dabei sind insbesondere die internen Produktekreisläufe oft entscheidend und können finanziell nachhaltige Modelle ermöglichen. Über Abteilungs- und Unternehmensgrenzen hinweg zu denken, sei jedoch essenziell: «Viele Kreislauf-Projekte scheitern am Silo-Denken», so Rieder. Auch externe Anreize, etwa durch Ausschreibungen der öffentlichen Hand, könnten die Kreislaufwirtschaft fördern. Die Wissensplattform WÖB bietet dazu wertvolle Unterstützung.
Aktuelle Praxisbeispiele zur Kreislaufwirtschaft wurden beim Wirtschaftstreffen Berner Oberland vorgestellt. Circunis, eine B2B-Plattform für Lebensmittelüberschüsse, ist seit sechs Monaten aktiv und ermöglicht über 60 Teilnehmenden aus 13 Kantonen den Handel mit überschüssigen Lebensmitteln. Geschäftsführerin Olivia Menzi (im Bild) erklärte, dass Circunis die Lebensmittelverschwendung reduzieren und die Vernetzung fördern soll. Im Bauwesen sieht Stefan Zöllig von Timbatec Holzbauingenieure das grösste Potenzial der Kreislaufwirtschaft im Holzbau, da hier CO2-Emissionen vermieden werden können.
Die Volkswirtschaft Berner Oberland und die Standortförderung Kanton Bern unterstützen die Vernetzung von Unternehmen. Projektleiter Leo Glaser informierte über aktuelle Kreislaufwirtschaftsinitiativen im Berner Oberland, und Roger Neuenschwander von be-advanced präsentierte kostenlose Coachingangebote für KMU.
Das jährliche Wirtschaftstreffen im November wird von Wirtschaftsverbänden und Planungsregionen getragen und dient als Plattform für Austausch und Vernetzung zur Kreislaufwirtschaft. Im Rahmen eines NRP-Vorprojekts analysiert die Volkswirtschaft Berner Oberland derzeit die Bedürfnisse der lokalen Wirtschaft und plant einen Austauschabend für interessierte Unternehmen.
(Text und Bild: pd)