Die Gewinner des Kulturlandschaftspreises Oberland-Ost
Seit 20 Jahren zeichnen die Regionalkonferenz Oberland-Ost und die regionalen Tourismusorganisationen den Einsatz der Landwirte und Landwirtinnen zugunsten einer intakten Landschaft aus. Ihre Arbeit ist für die Schönheit der Kulturlandschaft in der Region wichtig, steht aber meist nicht im Fokus. Mit dem Kulturlandschaftspreis findet sie ihre verdiente Würdigung. Die diesjährigen Auszeichnungen wurden in einem Rebberg in Brienz übergeben.
Rund 35 Gäste folgten der Einladung der Regionalkonferenz Oberland-Ost zur Verleihung des 20. Kulturlandschaftspreises nach Brienz. Unter den Teilnehmenden befanden sich Vertreterinnen und Vertreter der Landwirtschaft, des Tourismus sowie der Politik. Die Fachbereichsleiterin Landschaft der Regionalkonferenz Oberland-Ost, Claudia Schatzmann, präsentierte an der Schule für Holzbildhauerei die ökologischen und ästhetischen Qualitäten der drei prämierten Kulturlandschaften. Sie betonte dabei, wie wichtig es sei, dass solche artenreichen Wiesen und Weiden weiterhin sorgfältig bewirtschaftet und damit erhalten werden. Für die Übergabe der Preise begab sich die Gesellschaft auf die nahe gelegene Gewinnerfläche Gofri.
Mit der Vergabe des Kulturlandschaftspreises wird der Einsatz der hiesigen Landwirtinnen und Landwirten zugunsten einer intakten und attraktiven Landschaft gewürdigt. Die Bewirtschaftung und Pflege der Kulturlandschaften erfolgt im Berggebiet oft unter besonders anspruchsvollen Bedingungen. Die artenreichen Blumenwiesen und Weiden müssen regelmässig gemäht oder beweidet werden, damit sie nicht mit Gebüsch und schliesslich Wald überwachsen werden. Auf steilen, abgelegenen Flächen ist dies nach wie vor mit viel Handarbeit verbunden und damit sehr aufwendig. «Die reiche Vielfalt an Kulturlandschaften in unserer Region verdanken wir Generationen von hart arbeitenden Bäuerinnen und Bauern», sagte dazu Peter Aeschimann, Präsident der Regionalkonferenz Oberland-Ost, an der Verleihung des diesjährigen Kulturlandschaftspreises in Brienz.
Die Regionalkonferenz Oberland-Ost, die Tourismusorganisation Interlaken und Jungfrau Region Tourismus verleihen den Kulturlandschaftspreis seit 2005 jährlich, um die grosse Leistung der Bauerinnen und Bauern zugunsten der Kulturlandschaft zu würdigen. Die Gewinnerinnen und Gewinner erhalten neben einem Preisgeld von 2500 Franken eine kunstvoll beschnitzte Sense sowie eine Hinweistafel, die Besucherinnen und Besucher auf die Bedeutung ihrer Arbeit aufmerksam macht. Der Preis soll nicht nur Dank und Anerkennung ausdrücken, sondern auch das Bewusstsein in der Öffentlichkeit schärfen, wie entscheidend die Arbeit der Landwirtschaft für den Erhalt der schönen Landschaften im östlichen Berner Oberland ist.
Wurf, Lütschental
In der Kategorie «landwirtschaftliche Nutzflächen» geht der Kulturlandschaftspreis 2024 an das Gebiet Wurf in Lütschental. Es ist knapp 1 ha gross und liegt auf rund 1500 m Höhe in der Südflanke der Faulhornkette in der Gemeinde Lütschental am Wildheuerweg zum Ronefeld. Die Artenvielfalt der Mähwiese ist ausgesprochen hoch – es besteht ein Naturschutzvertrag. Viele Strukturen wie Felsblöcke, Asthaufen und Gebüschgruppen bieten Tieren Unterschlupf. Man findet hier das seltene Brandknabenkraut, es gibt Schlangen und auch der Sudetenmohrenfalter könnte einem vielleicht begegnen. Ein kleines Hüttli bietet den Bewirtschaftenden Unterschlupf. Die Pflege des Gebiets ist aufwendig: Immer wieder rutscht Geröll auf die Fläche und muss danach weggeräumt werden. Die Fläche lässt sich auch nicht befahren. So ist auch das Heuen mit viel Handarbeit verbunden. Das Gebiet bietet eine grossartige Aussicht vom Schreckhorn über das Dreigestirn Eiger, Mönch und Jungfrau bis zum Schilthorn, zur Schwalmere und zu den Lobhörnern. Es wird von der Generationengemeinschaft John und Simon Meyer bewirtschaftet.
Burgalp, Schattenhalb
In der Kategorie «Sömmerungsgebiete» wird die unter dem Signal-Gipfel und der namensgebenden Burg liegende Burgalp in Schattenhalb mit dem diesjährigen Kulturlandschaftspreis ausgezeichnet. Die nur zu Fuss erreichbare Alp ist rund 38 ha gross und reicht von 1300 m bis auf etwa 2000 m hinauf. Mehr als ein Drittel der Alpfläche ist als Trockenstandort ausgewiesen – sie ist ausgesprochen artenreich. Das untere «Stäfelti» wird mit Ziegen und Kälbern genutzt, den oberen Stafel «Mad» beweiden hauptsächlich Schafe. Deren Wolle wird im hofeigenen Produktionsbetrieb Wollreich verarbeitet und verkauft. Bei der Sennhütte gibt es eine kleine Gastwirtschaft mit Direktverkauf, auf Anfrage werden auch Alpführungen angeboten. Die Alp ist zwar mit einem Wanderweg erschlossen, liegt aber abseits der grossen Tourismusströme und bietet deshalb Abgeschiedenheit und Ruhe. Besucherinnen und Besucher geniessen zudem eine eindrückliche Aussicht vom Hasliberg ins Gental, über das Susten- und Grimselgebiet bis ins hintere Urbachtal. Bewirtschaftet wird die Alp von der Generationengemeinschaft Heinz und Patrick Brog, Schattenhalb.
Gofri, Brienz (siehe Bild)
Einen Spezialpreis erhält die Rebbaugenossenschaft Gofri in Brienz. Sie wird damit für den Aufbau eines mit vielen ökologischen Nischen und Strukturen ausgestatteten Rebbergs ausgezeichnet. Es gibt Trockenmauern von insgesamt 100 m Länge, dazu Stein- und Asthaufen, einen Kräutergarten, Nistkästen und einen grossen Bienenstand. Zudem wurde eine Hecke mit Krautsaum angelegt und es gibt eine Mähwiese – alles mit hoher Artenvielfalt. Die Reben gedeihen auf einer Höhe von rund 600 m etwas oberhalb des Brienzersees in südexponierter Hanglage und lassen eine mengenmässig kleine Weinproduktion zu. Angebaut werden hauptsächlich Divico-Trauben. Ein kleiner Rundweg führt durch den Rebberg und Sitzbänke laden zum Verweilen ein. Die eindrückliche Aussicht über den Brienzersee reicht von Schwarzhorn und Wildgärst über die Giessbachfälle bis hin zum Bödeli.
(text:pd,jkä/bild:zvg website kulturlandschaftspreis.ch, gofri)